Überflieger

20 Jahre Yamaha YZF-R1

Die Yamaha YZF-R1 wird 20. Sie ist ein Meilenstein der Sportgeschichte und beeinflusste die Superbikes maßgeblich. Ihr Entwicklungsmotto lautete „keine Kompromisse“ und das Ergebnis fiel mit 150 PS und nur 177 kg Trockengewicht so radikal aus, dass sie die Konkurrenz in Grund und Boden fuhr

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Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Die YZF-R1 kam, sah und pulverisierte die Konkurrenz. Yamaha hatte seiner Entwicklungsabteilung ein klares Ziel vorgegeben: Sie sollte das Motorrad mit der besten Rennstrecke-Performance in ihrer Klasse bauen. Als Motto hatte der Projektleiter Kunihiko Miwa „keine Kompromisse“ ausgegeben. Motor und Chassis sollten nach seiner Vorstellung als integrierte Einheit konstruiert werden, um die leichteste und kompakteste Maschine ihrer Klasse zu bauen.

Der volle Liter

Ihre Vorgängerin, die YZF 1000 R Thunderace, war zwar mit 145 PS auch bereits recht zügig unterwegs gewesen, wog aber 19 Kilogramm mehr und hatte noch nicht die extrem kompakten Abmessungen der R1. Von der Konkurrenz gab es Sportmotorräder mit 750, 900 und 1100 Kubikzentimeter, aber ein Sportbike mit einem 1000 cm3-Reihenvierzylinder-Motor (streng genommen waren es 998 cm3) hatte 1997 keine andere Marke im Programm. Die Superbike-WM war damals noch auf 750ern unterwegs, insofern beeinflusste Yamaha die Geschichte maßgeblich, denn Honda, Kawasaki und Suzuki zogen in den folgenden Jahren mit 1000er-Supersportlern nach. Ab 2003 stockte die FIM den erlaubten Hubraum für Vierzylinder in der WM auf den vollen Liter Hubraum auf – die Zweizylinder-Ducati 916/996 war mit ihrem Hubraumvorteil einfach zu dominant gegenüber den 750ern gewesen.

Handliche Kraft

Als wäre der Hubraum nicht schon Alleinstellungsmerkmal genug, lieferte Yamaha bei der Präsentation im September 1997 noch zwei weitere Zahlen, die Racing-Fans begeisterten: 150 PS und 177 kg Trockengewicht. Den Überflieger gab es für 21.490 D-Mark. Der bis zu dem Zeitpunkt dominierende Vierzylinder-Sportler, die Honda CBR 900 RR Fireblade, war 20 PS schwächer und nur 800 D-Mark billiger. Die R1 war vom Feinsten, sie bekam einen gewaltig dimensionierten Aluminium-Brückenrahmen – von Yamaha als Deltabox II bezeichnet –, eine Upside-down-Gabel, große Bremsscheiben, Doppelkolben-Bremszangen, ein zierliches Heck, eine spitz zulaufende, knapp geschnittene Verkleidung und eine 190er-Walze am Hinterrad. Mit einem Radstand von 1395 Millimeter, einem Lenkkopfwinkel von 66 Grad und nur 92 Millimeter Nachlauf, war sie ganz auf Handlichkeit getrimmt, dennoch war der Geradeauslauf selbst bei Topspeed von gut 270 km/h kein Problem, da die Schwinge mit 582 Millimeter sehr lang war und einen Oberzug für zusätzliche Stabilität besaß.

Kompakte Antriebseinheit

Um die R1 so kompakt wie möglich zu halten, wurde der Vierzylinder-Motor, der fünf Ventile pro Zylinder besaß, im Vergleich zur Thunderace um 81 Millimeter kürzer und um satte 9,5 Kilogramm leichter. Im Sportmotorradbau sind das Welten. Um den Motor so kompakt zu gestalten, wurden in einem sogenannte Tri-Axis-Design die Kurbelwelle und die beiden Getriebewellen nicht wie bislang auf einer Ebene hintereinander angeordnet, sondern im Dreieck. Das bedeutet, dass eine Getriebewelle hinter der Kurbelwelle und die andere inklusive Kupplung gewissermaßen auf halber Höhe hinter den Zylindern liegt.