DaimlerChrysler will Kunden ins Hirn schauen

Unternehmen wollen die Attraktivität ihrer Produkte künftig direkt über Hirn-Scans der Kunden messen. Ganz vorn mit dabei ist DaimlerChrysler.

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Von
  • Sascha Mattke

DaimlerChrysler will sich bei der Entwicklung und Vermarktung neuer Modelle nicht mehr nur auf die klassischen Methoden verlassen: Der Autokonzern hat ein Patent auf ein "Verfahren zur Optimierung und Erfassung von Produktattraktivität oder Produktakzeptanz" auf der Grundlage von Gehirn-Scans möglicher Käufer angemeldet. In Zukunft soll sogar ein System entstehen, bei dem die Ergebnisse noch während der Untersuchung in CAD-Computer eingespielt werden, die daraufhin Änderungen am gezeigten Modell vornehmen können. Das berichtet Technology Review in seiner neuen Ausgabe.

Hintergrund für solche Pläne sind Fortschritte in der Hirnforschung: Mit Methoden wie der funktionellen Magnetresonanztomographie lassen sich Hirnaktivitäten mittlerweile relativ genau identifizieren und so die Reaktion auf Stimuli wie etwa sportliche Autos messen. Auf diese Weise haben Neurowissenschaftler in den USA bereits untersucht, warum die meisten Leute Coca-Cola trinken, obwohl ihnen Pepsi-Cola besser schmeckt. Hollywood-Studios setzen Neuromarketing ein, um die unbewusste Wirkung von Filmtrailern zu testen.

Unter Forschern und Unternehmen ist ein regelrechter Hirn-Hype entstanden. Allerdings sind die meisten Studien zu diesem Thema noch nicht in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht worden; sie können deshalb nicht auf ihre Seriosität untersucht werden. Manche Wissenschaftler warnen bereits, ihre Kollegen sollten ab und zu das eigene Hirn benutzen, anstatt immer nur anderen Leuten beim Denken zuzusehen.

Ausführliche Informationen zu dem Thema bringt die aktuelle Ausgabe von Technology Review (ab Donnerstag, den 30. September, im Handel): (sma)

    Neuro-Spione, Das gefährlich Geschäft mit dem Gedankenlesen, Titelgeschichte in Technology Review 10/2004, ab S. 38