E-Plus startet mit Simyo "No-Frills"-Mobilfunkangebot

Die Zweitmarke von E-Plus vertreibt SIM-Karten "mit Einfachheitsgen" ausschließlich über das Internet. Gespräche kosten deutschlandweit 19 Cent je Minute ohne Mindestgebühr.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Mit der Simyo GmbH geht heute ein "No-Frills"-Mobilfunkanbieter an den Start. Das Unternehmen wurde von E-Plus und einem vierköpfigen Team um Geschäftsführer Rolf Hansen gegründet. Simyo nutzt auch das Netz des Düsseldorfer Handynetzbetreibers. Als einzigen Vertriebsweg für seine Prepaid-Karten setzt Simyo das Internet ein -- Simyo-Shops oder subventionierte Handys wird es nicht geben.

Die Kunden können über das Web-Portal von Simyo eine SIM-Karte bestellen und erhalten für 19,95 Euro ein Starterpaket, das 10 Euro Gesprächsguthaben enthält. Bezahlt wird das Aufladen der Mobilfunkkarte per Kreditkarte oder Banküberweisung -- Belege lassen sich als PDF ausdrucken. Gespräche kosten deutschlandweit 19 Cent je Minute (Taktung 60/1) in alle nationalen Netze, SMS schlagen mit 14 Cent in deutsche Mobilfunknetze zu Buche. Einzelverbindungsnachweise sind derzeit nicht erhältlich.

Simyo-SIM-Karten sind nicht UMTS-fähig. GPRS-Datendienste und Roaming werden entsprechend den free and easy-Tarifen von E-Plus berechnet, MMS kosten 39 Cent. Eine telefonische Service-Hotline soll 12 Cent je Minute kosten. Diese wird allerdings nur einem begrenzten "Servicezeitfenster" erreichbar sein. Aus dem Hinweis von Simyo-Geschäftsführer Rolf Hansen, dass bei Billigfliegern 90 Prozent der Kundenanfragen über FAQ-Seiten und ähnliche Internet-Angebote abgewickelt würden, lässt sich schließen, dass die personelle Ausstattung der Hotline aus Kostengründen gering sein wird.

Kunden sollen im Simyo-Portal ihre Wunschrufnummer aussuchen können. Derzeit ist die Portierung bestehender Handyrufnummern nicht möglich, laut Simyo-Geschäftsführer Rolf Hansen hätte diese Möglichkeit die Kosten und damit den Minutenpreis in die Höhe getrieben. Als Zielgruppe hat Simyo die Schnittmenge aus Handynutzern zwischen 14 und 64 Jahren sowie Online-Shoppern im Visier, die in Deutschland rund 15 Millionen Menschen ausmacht. Vor allem Nutzer, die bereits Mobilfunkkunden sind, und nicht unbedingt auf ein neues Handy-Modell umsteigen, aber möglichst billig telefonieren wollen, hofft E-Plus zu erreichen. Laut Simyo hätten die skandinavischen "Erfolgsmodelle" Telmore und CBB mit No-Frills-Mobilfunk Marktanteile über 20 Prozent, unter Neukunden gar 40 Prozent und eine Kundenzufriedenheit von 95 erzielt.

Die von E-Plus-Chef Uwe Bergheim als "ausreichend" beschriebene Kapitalausstattung stammt zu 90 Prozent von E-Plus, der Rest vom Simyo-Management. Die Zweitmarke verfüge über eine eigene Managementstruktur und Marketingmittel im oberen einstelligen Millionen-Euro-Bereich für das Jahr 2005.

Entgegen vorheriger Erwartungen präsentierte E-Plus heute zwar die Zweitmarke Simyo, jedoch kein MVNO-Geschäftsmodell. Ein Mobile Virtual Network Operator kooperiert mit einem oder mehreren Handynetzbetreibern, die die Lizenz zum Funken besitzen. Darüber hinaus besitzt ein "echter" MVNO eigene Strukturen wie ein Festleitungsnetz oder ein Billing-System. So lassen sich Kostenvorteile und Angebotsdifferenzierungen realisieren, die über den Wiederverkauf (Resale) unter einer Billigmarke hinausgehen. E-Plus-Chef Bergheim rechnet angesichts der Preisunterschiede zwischen Simyo und den E-Plus-Prepaid-Tarifen zu Lasten des Mutterkonzerns: "Kannibalisierungseffekte wird es geben, doch wir haben wesentlich mehr zu gewinnen als zu verlieren", erklärte Bergheim vor Journalisten in Düsseldorf anlässlich der Vorstellung von Simyo.

Mit Simyo reiht sich E-Plus ein in die Liste der Billiganbieter, die in letzter Zeit auch von etablierten Mobilfunkbetreibern lanciert wurden. So kooperiert O2 etwa mit dem Kaffeeröster Tchibo, Vodafone startete mit dem Kundenbindungssystem Payback und der BILD-Zeitung den "Volkstarif". Sowohl dieser "Volkstarif (29 Cent pro Minute) als auch der Tchibo-Tarif (35 Cent pro Minute) liegen deutlich über den Preisen, die Simyo verlangt; auch Angebote wie der "Schwarzfunk", für den ebenfalls das E-Plus-Netz genutzt wird, liegen selbst bei speziell rabattierten Preisen (25 Cent zu anderen E-Plus-Teilnehmern) noch über der Simyo-Offerte.

Über Planungen für eine Zweitmarke, die vor allen in den Billigmarkt einsteigen sollte, berichtete E-Plus bereits Ende vergangenen Jahres. Neben dem Start von Simyo und der Kooperation mit uboot.com für den "Schwarzfunk" arbeitet E-Plus mittlerweile auch mit freenet.de für einen Handy-Billigtarif zusammen. O2 konnte durch die Kooperation mit Tchibo einiges an Marktanteil aufholen und setzte als Viertplatzierter E-Plus gehörig unter Druck. (ssu)