Rudimentärsprache unterfordert Roboter

Wissenschaftler der Universität Bremen berichten im "Journal of Visual Languages and Computing" von einem Experiment, bei dem sie deutliche Unterschiede zwischen der Kommunikation "Mensch-Mensch" und "Mensch-Maschine" ausgemacht haben.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Für viele Autofahrer ist es mittlerweile selbstverständlich geworden, dass eine elektronische Stimme ihnen sagt, wo es lang geht. In umgekehrter Richtung gestaltet sich der Dialog dagegen schwieriger: Wenn der Mensch dem Computer den Weg beschreibt, kommt es häufiger zu Verständigungsproblemen. Im Rahmen des Sonderforschungsbereiches Spatial Cognition der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ist jetzt eine Studie von Bremer Wissenschaftlern erschienen, die den linguistischen Stolpersteinen beim Reden über die richtige Route nachspürt.

Im Journal of Visual Languages and Computing berichten Thora Tenbrink und ihre Mitarbeiter von der Universität Bremen von einem Experiment, bei dem die Unterschiede zwischen der Kommunikation Mensch-Mensch und Mensch-Maschine genau beobachtet wurden. Die Aufgabe bestand darin, einen simulierten Rollstuhl durch eine Büroumgebung zu dirigieren. Eine zweidimensionale Karte zeigte die Aufteilung der Räume und Flure sowie die Position des Rollstuhls. Die Kommandos wurden über ein Chatfenster eingegeben und gingen in einer Versuchsreihe an einen Menschen, der den Rollstuhl per Joystick steuerte, in einer anderen direkt an den Computer. Beide konnten per Chat die Kommandos bestätigen und Fragen stellen.

Die Menschen wechselten in ihren Dialogen untereinander souverän zwischen allgemeinen Richtungsangaben ("jetzt gerade hoch, dann links") und detaillierten Schritt-für-Schritt-Anweisungen ("links – dann wieder rechts – und rechts in den nächsten Gang"). Im Kontakt mit dem Roboter verfielen sie jedoch rasch in eine Art Babysprache, deren Grundmuster offenbar weit verbreitet sind ("rechts“ – "OK“ – "umdrehen“ – "OK“ – "links“). Einmal auf diesem Kommunikationsniveau angekommen, blieben ihm die Versuchspersonen beharrlich treu.

Damit droht eine dauerhafte Unterforderung von Dialogsystemen. Um dem entgegen zu wirken, raten die Forscher dazu, den Menschen gelegentlich zu komplexeren Beschreibungen zu ermuntern. Besonders geeignet sind klärende Rückfragen, die mit einem Perspektivwechsel verbunden sind. "Auf deinem Monitor bewege ich mich jetzt nach oben. Stimmt‘s?" Wenn ein ferngesteuerter Roboter so etwas fragt, ist ganz schnell Schluss mit Babysprache. (pmz)