HDCP-Streams in Echtzeit entschlüsseln

Forscher der Stony Brook University haben ein Programm veröffentlicht, mit sie demonstrieren, dass ein CPU-Kern aktueller PCs ausreichen würde, um die unter anderem bei DVI und HDMI eingesetzte Transportverschlüsselung in Echtzeit zu entfernen.

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Von
  • Volker Zota

Als Mitte September im Internet ein Generalschlüssel für die High-bandwidth Digital Content Protection (HDCP) auftauchte, bestätigte Intel zwar dessen Echtheit, spielte die Relevanz im gleichen Atemzug aber herunter: Damit jemand etwas damit anfangen könnte, müsse er den Schlüssel in Silizium gießen, sprich einen Chip herstellen, erklärte Intel-Sprecher Tom Waldrop damals.

Dabei wollten es Informatiker der Stony Brook University nicht bewenden lassen. Sie haben ein Open-Source-Tool entwickelt, um herauszufinden, wie schnell ein PC sein müsste, um die HDCP-Transportverschlüsselung in Echtzeit loszuwerden. Dazu haben Rob Johnson und Mikhail Rubnich den HDCP-Algorithmus in ihrer Software implementiert und prüfen, wieviele HDCP-verschlüsselte Bilder (bei einer Auflösung von 640 × 480) ein einzelner CPU-Kern pro Sekunde entschlüsseln kann. Aus ihren Ergebnissen – auf etwas betagter Hardware (Intel Xeon DP5140 sowie Core 2 Duo CPU P9600) – schlossen die Informatiker, dass eine "High-End-CPU mit 64-Bit-Architektur" nebst 1,6 GByte RAM ausreichen müsste, um Full-HD-Material mit 30 Bildern pro Sekunde zu entschlüsseln.

Bei einem Test von heise online dekodierte ein aktueller Mittelklasse-Rechner mit Intel Core i5 750 (2,67 GHz) 281 Bilder/s bei 640 × 480 Pixeln; laut Johnson und Rubnich veranschlagt die volle HD-Auflösung 1080p30 (1920 × 1080 Pixel, 30 Bilder/s) circa die siebenfache Rechenleistung, sodass ein Core i5 im Zusammenspiel mit einer HDMI-Capture-Karte und passender Software ausreicht, um einen HDCP-geschützten HDTV-Datenstrom zu empfangen und zu entschlüsseln.

Tatsächlich dürften auch schwächere CPUs HDCP in Software entschlüsseln können, denn bisher haben die beiden Stony-Brook-Forscher lediglich Bit-Slicing implementiert; parallele Verarbeitung auf mehreren Kernen und Prozessor-Optimierungen fehlen. (vza)