ITU verordnet sich bessere Kooperation mit Netzverwaltern

Die Internationale Fernmeldeunion übt sich in etwas mehr Offenheit und beschloss auf ihrer Jahrestagung in Mexiko, künftig besser mit der ICANN und anderen Organisationen zusammenzuarbeiten.

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Von
  • Monika Ermert

Die Internationale Fernmeldeunion (ITU) soll künftig besser mit den Organisationen zusammenarbeiten, die für das Management von Domains und IP-Adressen verantwortlich sind. Zudem soll die für Frequenzen und Telefonnetze zuständige UN-Organisation auf die Vergabepolitik bei IPv6 ein Auge haben. Das entschieden die ITU-Mitgliedsstaaten nach dreiwöchigen Debatten auf ihrer Plenipotentiary Conference (Plenipot) in Guadalajara, Mexiko. Die alle vier Jahre statt findende Konferenz legt strategische und finanzielle Leitlinien für UN-Organisation fest.

Über das Mandat der ITU wird seit Jahren heftig gestritten. Die arabischen Länder und Russland würden die Union gerne als Gegengewicht zu aus ihrer Sicht US-dominierten Organisationen wie der ICANN etablieren. Versuche, eine sechste IPv6-Adressvergabestelle unter dem Dach der ITU einzurichten oder die Union mit der Vorbereitung einer globalen Cybercrime-Konvention zu betrauen, sind gescheitert. Auch in Guadalajara wehrten sich die USA und weitere westliche Länder erfolgreich gegen eine Ausweitung des Aufgabenbereichs der ITU.

Der aktuelle IPv6-Beschluss der Delegierten betont die Zusammenarbeit mit anderen Internetorganisationen und die Aufgabe der Regierungen, die Einführung des neuen Protokolls zu fördern. Ein bisschen "beaufsichtigen" will man die IP-Adressverwalter (RIRs) aber doch, daher wurde der Beschluss zur Prüfung der Adressvergabeverfahren gefasst. Wenn die ITU hier Probleme sieht, soll sie "Vorschläge für Änderungen der bestehende Vergaberegeln kommunizieren", allerdings im Rahmen der bestehenden Selbstregulierungsverfahren bei den IP-Adressverwaltern. Bislang wurde die zuständige Arbeitsgruppe der ITU allerdings nicht fündig.

Mit Händen und Füßen hatten sich insbesondere die arabischen Staaten bis zuletzt gewehrt, die künftigen "Partner" im Bereich Internetpolitik in den Beschlüssen namentlich anzuerkennen. Der wieder gewählten Generalsekretär Hamadoun Touré schaffte in letzter Minute doch noch den Kompromiss. Die ITU ist nun also offiziell gefordert, besser mit ICANN, der Internet Engineering Task Force (IETF), den RIRs, der Internet Society (ISOC) und dem World Wide Web Consortium (W3C) zusammenzuarbeiten. Touré hatte die "Gegenseitigkeit" der Partnerschaft allerdings als Bedingung in die Dokumente mit aufnehmen lassen.

Ein Regierungsvertreter aus Saudi Arabien erläuterte die Befürchtungen der arabischen Länder gegen eine solche "Anerkennung" durch die ITU: die Rolle der ITU in der Internetpolitik werde dadurch eher geschwächt, fürchtet er. Eine private US-Firma, die kalifornischem Recht unterliege, könne niemals auf der gleiche Stufe stehen wie eine UN-Organisation mit 192 Mitgliedsregierungen, wetterte der syrische Regierungsvertreter. Vorschläge, die Aufsicht über die ICANN unter das Dach der ITU zu holen, scheiterten allerdings erwartungsgemäß.

Durchgesetzt hat sich demgegenüber der Trend, die ITU selbst etwas Netz-freundlicher aufzustellen. Die technischen Spezifikationen – also Standards von ITU-T (Telecommunication Standardization Sector) und ITU-R (Radiocommunication Sector) – sowie abgeschlossene Resolutionen sollen online kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Noch ein Schritt zu mehr Offenheit soll die Öffnung für akademische Organisationen darstellen. 14.000 Euro müssen diese allerdings investieren, um in der ITU mitreden zu können. (vbr)