Hauptentwicklungsphase des Linux-Kernel 2.6.37 abgeschlossen

Die Anfang Januar erwartete Kernel-Version bringt Grundlagen zum Betrieb von Linux als Xen-Dom0-Kernel und kann Ext4-Dateisysteme schneller anlegen. Neu sind auch Treiber für USB Attached SCSI und das Magic Trackpad von Apple.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Eineinhalb Wochen nach der Freigabe von Linux 2.6.36 hat Linus Torvalds die erste Vorabversion des Linux-Kernel 2.6.37 veröffentlicht. Damit hat er zugleich auch das Merge Window beendet – die erste Phase in der Entwicklung einer neuen Kernel-Version, in der die Kernel-Hacker das Gros der Neuerungen in das Quellcodeverwaltungssystem des Hauptentwicklungszweig integrieren.

In diesem Merge Window hat Torvalds knapp 9500 kleine und große Änderungen für 2.6.37 aufgenommen. 10.358 Dateien wurden laut Diffstat geändert; 1.040.218 Zeilen Quellcode sind neu und
562.260 flogen raus – verschobene oder veränderte Quellcodezeilen gehen in beide Zahlen ein. Dadurch wird Linux 2.6.37 zu den Kernel-Versionen mit vergleichsweise viel Änderungen zählen; 2.6.36 enthielt laut Diffstat lediglich 582.139 neue Quellcodezeilen.

Wie Torvalds in der Ankündigung von 2.6.37-rc1 hervorhebt, nutzen die Kern-Areale des Linux-Kernel nun das Big Kernel Lock (BKL) nicht mehr – eine sperrige Lock-Technik aus den Anfangszeiten der Multiprozessor-Unterstützung von Linux. Er war damals vergleichsweise einfach umsetzbar, wird jedoch durch die subsystemübergreifende Sperrung schnell zum Flaschenhals bei Systemen mit vielen Prozessorkernen.

Wie erwartet haben die Kernel-Entwickler auch den "Intial Domain Support" für Xen aufgenommen. Er stellt einen wichtigen Schritt hin zur Betrieb des Linux-Kernels als kontrollierende Xen-Domäne (Dom0) dar. Es fehlen allerdings noch die Backend-Treiber zum Betrieb als Xen-Dom0-Kernel, wie Jeremy Fitzhardinge kürzlich erklärte; er hofft derzeit, dass diese im nächsten Entwicklungszyklus in den Hauptentwicklungszweig einfließen.

Wie immer stießen zudem zahlreiche Treiber neu zum Kernel oder wurden erweitert; in die erste Kategorie fällt etwa der uas genannte Treiber für USB Attached SCSI, der flotten Datenaustausch mit USB-3.0-Datenträgern ermöglicht; der Treiber für die Magic Mouse von Apple unterstützt nun auch das Magic Trackpad. Die "Lazy Inode Table Initialization" soll das Anlegen von Ext4-Dateisystemen deutlich beschleunigen. Wie üblich wird heise open in den kommenden Wochen über diese und Dutzende andere wichtige Neuerungen von Linux 2.6.37 im Rahmen einer Mini-Serie mit dem Titel "Was 2.6.37 bringt" berichten.

Wie von Torvalds zuvor bereits grob angekündigt war das Merge Window damit nur elf Tage statt der sonst üblichen zwei Wochen offen. Mitschuld daran sind die Reisepläne von Torvalds und vielen anderen wichtigen Kernel-Entwickler, denn sie treffen sich heute und morgen auf dem Kernel-Summit – ein jährliches Zusammenkommen, das die eingeladenen Kernel-Entwickler zur Aus- und Absprache nutzen. Der Summit findet dieses Jahr in Boston statt. Direkt im Anschluss folgt diesmal die Linux Plumbers Conference, bei der es nicht nur um Kernel-Themen, sondern auch um X-Server, Udev, Pulseaudio und andere für die Arbeit des Systems wichtige Software geht, mit der Anwender normalerweise nicht direkt in Berührung kommen.

Nach Ende des Merge Window folgt nun die normalerweise acht bis zwölf Wochen lange Stabilisierungsphase, in der Torvalds typischerweise wöchentlich neue Vorabversionen freigibt. Zu Weihnachten dürfte Linux 2.6.37 daher allenfalls erscheinen, wenn die Kernel-Hacker etwas flotter als zuletzt üblich arbeiten; eine Freigabe Mitte Januar scheint derzeit deutlich wahrscheinlicher. (thl)