Microsoft klassifiziert Spyware neu

Gerüchte über heimliche Zugeständnisse in Microsofts Antispyware gegenüber dem Spyware-Hersteller Claria lassen sich nicht bestätigen. Trotzdem besteht Anlass zur Sorge.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Gerüchte über heimliche Zugeständnisse in Microsofts Antispyware gegenüber dem Spyware-Hersteller Claria lassen sich nicht bestätigen. Kurz nachdem Meldungen auftauchten, die Redmonder planten die Übernahme des Gator-Nachfolgers Claria, fiel der Bericht von Eric Howes, dass die Redmonder Antispyware entdeckte Claria-Hintergrundprogramme neuerdings nicht mehr zur Beseitigung vorschlägt, auf fruchtbaren Boden. Demnach empfiehlt das Programm seit dem Update von Ende März, verschiedene als mäßig gefährlich klassifizierte Claria-Produkte ebenso wie solche der Spywareschmieden WhenU und 180solutions zu ignorieren. In früheren Fassungen wurden diese Schädlinge zur Quarantäne vorgeschlagen.

Microsoft hat die naheliegende Schlussfolgerung, man bereite sich schon auf eine Zusammenarbeit mit Claria vor, bestritten. Dort wird auf die seit langem zugängliche Beschreibung verwiesen, an welchen Kriterien die Entwickler die Bedrohlichkeit einer "womöglich unerwünschten Software" messen. Diese eigentlich vorbildliche Bewertungs-Dokumentation lässt zwar bei genauerer Betrachtung immer noch offen, wie die Default-Vorschläge der Antispyware zustande kommen, aber Microsofts Behauptung, man habe eine gleiche Behandlung für die vergleichbaren Programme von Claria und Konsorten im Sinn gehabt, lässt sich daran sauber nachvollziehen.

Doch auch wenn man dieser offen erklärten Haltung nicht Unlauteres nachsagen darf, bleiben ihre Konsequenzen sehr bedenklich. Offenbar schwenkt der Konzern auf die angestrebte Geisteshaltung der Spyware-Branche ein, dass Anzeigen-vermittelnde Hintergrundprogramme an sich legitim seien. Das mag man in einem Fall wie bei 180solutions gelten lassen, wo der Urheber selbst offenbar konsequent gegen unlautere Software-Verteiler vorgeht. Doch gerade Claria hat diese Argumentation mit geradezu hanebüchenen Argumenten in Misskredit gebracht. Bedauerlich, wenn eine Marktmacht wie Microsoft solchen Argumenten folgt und sogar gefürchtete Schädlinge wie WebHancer und eZula Toptext verharmlost. (hps)