Mauer-Spiel "1378(km)" steht ab Freitag zum Download bereit

Die Karlsruher Hochschule für Gestaltung holt die eigentlich schon für Oktober geplante Premiere des Computerspiels "1378(km)" am Freitag nach. Die Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft verurteilt das Spiel erneut als "Affront gegenüber den Angehörigen der Toten der Berliner Mauer" – ohne es überhaupt gesehen zu haben.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die Karlsruher Hochschule für Gestaltung (HfG) holt die eigentlich schon für Anfang Oktober geplante Premiere des Computerspiels "1378(km)" am morgigen Freitag nach. "Es ist an der Zeit, dass sich jeder ein Bild machen kann", erklärt Klaus Heid, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der HfG. In der an einen Ego-Shooter angelehnten 3D-Simulation können Spieler an verschiedenen Abschnitten des früheren Todesstreifens sowohl in die Rolle eines Republikflüchtlings als auch in die eines DDR-Grenzsoldaten schlüpfen.

Mit dem nichtkommerziellen Spiel will der für die Gestaltung und Umsetzung von "1378(km)" verantwortliche Karlsruher Medienkunst-Student Jens M. Stober das Interesse der Jugend an der Auseinandersetzung mit der jüngsten deutschen Geschichte wecken. Thematisiert werden Begriffe wie Todesstreifen, Schießbefehl, Selbstschussanlagen, Republikflucht und die Verurteilung von Grenzsoldaten nach dem Fall der Mauer. "Der Irrsinn der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze wird so leicht nachvollziehbar vermittelt, da er direkt in der Ich-Perspektive nachempfunden werden kann."

Obwohl Außenstehende bislang nur wenig Einblick in das Spielgeschehen von "1378(km)" haben, war die Kritik schon bei der ersten Premierenankündigung groß. So erklärte etwa die Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG), das Spiel sei "ein Beitrag zur Enthemmung und Brutalisierung der Gesellschaft" und bediene niederste Instinkte. Der UOKG-Bundesvorsitzende Rainer Wagner bezeichnete das Spiel jetzt erneut als "Affront gegenüber den Angehörigen der Toten der Berliner Mauer" – obwohl er es nicht einmal gesehen hat.

"Was ich in dem Trailer für das Spiel gesehen habe, genügt. Ich brauche ein Computerspiel, dessen Spielspaß darin besteht, unbewaffnete Zivilsten abzuknallen, nicht unbedingt zu spielen, um es zu kritisieren", argumentiert Wagner – was die Hochschule für Gestaltung wiederum dazu bewog, UOKG-Vertreter gar nicht erst als Teilnehmer einer für den Freitagabend geplanten Podiumsdiskussion einzuladen. "Sie können nur wenig zur Debatte beitragen, bevor sie das Spiel gesehen haben", verdeutlicht Hochschulsprecher Heid. Ab Freitag 23 Uhr kann auch die UOKG das Spiel herunterladen. (pmz)