Die Neuerungen von Linux 2.6.37

Grundlagen für Xen-Dom0-Unterstützung, ein aufgebohrtes Ext4 und neue Funktionen für SSDs zeichnen die neue Kernel-Version aus. Sie bringt zudem zahlreiche neue und überarbeite Treiber und kann nun ohne Big Kernel Lock (BKL) arbeiten.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
Inhaltsverzeichnis

Nach knapp elf Wochen Entwicklung hat Linus Torvalds den Linux-Kernel 2.6.37 freigegeben . Die neue Version der Hauptentwicklungslinie bringt wieder zahlreiche Verbesserungen: Das Ext4-Dateisystem etwa soll in neue Leistungsdimensionen vorstoßen und bei großen Systemen zu XFS aufschließen; über neue Discard-Funktionen lassen sich langsame SSDs über freigewordenen Bereiche informieren, ohne die Performance negativ zu beeinflussen.

Zum Kernel stießen ferner erste Teile der Unterstützung zum Betrieb als Xen-Host (Dom0). LZO-Komprimierung des Hauptspeicherabbilds soll den Wechsel in den und aus dem Ruhezustand beschleunigen und nach jahrelanger Arbeit kommen fast alle Bereiche des Kernels nun ohne das Big Kernel Lock (BKL) aus.

Hunderte neuer und überarbeiteter Treiber verbessern zudem die Hardware-Unterstützung. Neu sind beispielsweise die Unterstützung für flotte USB-3.0-Datenträger mit USB Attached SCSI Protocol (UASP) sowie diverse Treiber für WLAN-Hardware von Atheros, Broadcom und Realtek. Zum Kernel stießen ferner ein Audio-Loopback-Treiber und erweiterte Funktionen für das Magic Trackpad von Apple. Zudem soll der Kernel nun auch mit Festplatten klar kommen, die mit logischen 4-KByte-Sektoren arbeiten.

Das folgende Kernel-Log bietet einen Überblick über diese und zahlreiche weitere wichtige Neuerungen von Linux 2.6.37. Sie sind auch für Linux-Anwender von Bedeutung, die ihre Kernel nicht selbst übersetzen: Zukünftige Linux-Distributionen werden auf Kernel 2.6.37 oder dessen Nachfolger aufsetzen und so dessen Verbesserungen zu den Anwendern tragen. Wie üblich wagt das Kernel-Log am Ende auch einen Ausblick auf die Neuerungen, die möglicherweise in Linux 2.6.38 einziehen.

Mehr Infos

Im Detail

In den vergangenen Wochen hat die Kernel-Log-Mini-Serie "Was Linux 2.6.37 bringt" einen detaillierten Überblick über die Änderungen der Linux-Version 2.6.37 gegeben:

1. Unterstützung für Grafik-Hardware

2. Dateisysteme

2. Storage- und Netzwerk-Hardware

4. Architektur und Infrastruktur

5. Weitere Treiber

Dieser Artikel zu den Neuerungen von Linux 2.6.37 fasst die wichtigsten der dort genannten Verbesserungen zusammen und gibt zusätzlich noch einen Ausblick auf 2.6.38.

Einige der Änderungen haben wir im Rahmen der Mini-Serie allerdings erheblich ausführlicher beschrieben und dort auch auf weitere Informationsquellen verwiesen; die Artikel der Mini-Serie listen außerdem noch zahlreiche nicht so bedeutende, aber keineswegs unwichtige Änderungen auf.

Am Ende jedes Artikels der Mini-Serie findet sich unter der Überschrift "Die kleinen Perlen" zudem Listen mit etlichen kleineren Neuerungen. Einige von ihnen jedoch sind für Anwender von großer Bedeutung, die bestimmte Hardware besitzen. Der Artikel zu Treibern etwa verweist auf zahlreiche Patches, die die Unterstützung der Audio-Hardware verschiedener PC-, Notebook- und Mainboard-Modelle verbessern; in den Listen zu den Änderungen im V4L/DVB-Subsystem finden sich zudem einige Produktnamen von TV-Hardware, welche die neue Version des Linux-Kernels nun ansteuern kann.

Eine Neuerung von 2.6.37 hob Linus Torvalds besonders hervor, indem er sie schon bei der ersten Vorabversion von 2.6.37 explizit erwähnte: Die Kernbereiche des Linux-Kernels sind nun nicht mehr auf das Big Kernel Lock (BKL) angewiesen. Dabei handelt es sich um eine Locking-Technik aus den Anfangszeiten der Multiprozessor-Unterstützung von Linux, die Konflikte beim gleichzeitigen Zugriff auf zentrale Datenstrukturen im Kernel vermeidet.

Diese Locking-Technik war damals vergleichsweise einfach umsetzbar, sperrt aber subsystemübergreifend. Das hat sich bei Systemen mit vielen Prozessorkernen negativ auf die Performance ausgewirkt und kann zu langen Latenzen bei Systemaufrufen führen, die nicht nur im Echtzeit-Umfeld unerwünscht sind.

In vielen Bereichen des Kernels hatten die Entwickler das Locking bereits in den letzten Jahren verfeinert. Diese letzten Schritte zur endgültigen Eliminierung des BKL sollte man daher nicht zu viel Bedeutung beimessen, wie es auch der langjährige Kernel-Hacker Andi Kleen in den Blog-Einträgen "Removing the big kernel lock. A big deal?" und "Big kernel lock semantics" andeutet.