Midem: WIPO-Datenbank für Musikrechte soll Musikindustrie retten

Der Chef der World Intellectual Property Organisation (WIPO) fordert eine weltweite Zentraldatenbank für Musikrechte, um das "Überleben der Branche in der Online-Welt" zu sichern.

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Von
  • Monika Ermert

Der Chef der World Intellectual Property Organisation (WIPO), Francis Gurry, hat der in Cannes zur Midem/Midemnet versammelten Musikindustrie eine zentrale Datenbank für Musikrechte vorgeschlagen. Gurry sagte, eine solche Datenbank unter dem Dach der WIPO, sei seiner Meinung nach von zentraler Bedeutung für die Entwicklung der Branche, „wenn nicht sogar für ihre Überleben in der Online-Welt“. Die WIPO führt bereits seit einiger Zeit eine solche Datenbank für eine Reihe afrikanischer Länder.

Gurry sagte, die Registry müsse global und autoritativ sein, die Einträge blieben freiwillig. Der WIPO-Chef nannte die Datenbank, die neutral und für alle – Musiker, Verlage und Verwerter – von Nutzen sein müsse, einen „wesentlichen Bestandteil einer öffentlichen Infrastruktur und eine Anlage für die globale Öffentlichkeit“. Die WIPO, die bereits Registries für Patente und Marken führe, sei der geeignete Platz für die Rechtedatenbank, überdies verfüge die Organisation auch über Erfahrungen bei der Streitschlichtung, sagte Gurry. Gleichzeitig verwies er auch auf parallel laufende Arbeiten in der Europäischen Union.

Vorarbeiten der EU Kommission zu einer europäischen Musik-Rechtedatenbank unterscheiden sich laut Branchenexperten in zweierlei Hinsicht vom Vorstoß der WIPO. Erstens brächte eine WIPO-Datenbank viel mehr, nämlich Musikrechte aus aller Welt, zusammen. Zudem ziele die WIPO ganz offensichtlich darauf ab, alle Rechte für ein Musikstück aufzulisten. Sowohl die Rechte der Autoren und Künstler, beziehungsweise der sie vertretenden Verwertungsgesellschaften, als auch der Labels, sollen hier verzeichnet sein. Online-Dienste, die die Rechte für ihre Angebote lizenzieren wollen, würden so an einer Stelle alle Ansprechpartner finden.

Die großen Musikverleger blicken nach wie vor sorgenvoll auf die sinkenden Verkaufszahlen aus dem klassischen CD-Geschäft. Der digitale Vertrieb sei nach wie vor all zu sehr ein Nischenmarkt, warnte der Forschungschef von Forrester Research, Mark Mulligan. Zahlen aus der neuesten Studie des Dachverbands der Musikindustrie (IFPI) sehen den Anteil des Digitalgeschäfts inzwischen bei 29 Prozent, bei weiter sinkenden Gesamtumsätzen.

Seit 17 Jahren tobe die Revolution im Musikgeschäft, sagte Ted Cohen, ehemaliger EMI-Manager, zum Auftakt der Midemnet, und noch immer stünden sich die gegnerischen Lager unversöhnlich gegenüber. Statt weiterer Blockaden oder Prozesse - von denen die Opfer der Revolution von Napster bis Rhapsody zeugten - gelte es für die Zukunft, den kleiner werdenden Kuchen als Partner untereinander aufzuteilen, sagte Cohen. (hag)