Microsoft versus Google: "Wir kopieren nicht!"

Microsoft verwahrt sich entschieden gegen die Vorwürfe Googles, Bing habe vom Branchenriesen Suchtreffer kopiert, und erläutert technische Details.

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Von
  • Herbert Braun

Der Knatsch zwischen den beiden Suchmaschinen geht weiter: Am Mittwoch unterstellte Google Microsoft, in Bing mit Hilfe von Benutzerdaten Suchmaschinentreffer von Googles Suche übernommen zu haben; im Gegenzug hieß es, Google dulde Suchmaschinenspam, weil diese Seiten zu 70 Prozent Google-Anzeigen enthielten. Nun legt Microsoft noch mal nach.

Während erste Stellungnahmen Microsofts zu den Vorwürfen als diplomatisch verklausuliertes Eingeständnis verstanden werden konnten ("Wir nutzen vielfältige Informationen und Vorgehensweisen", "wir lernen von unseren Kunden"), stellte der fürs Online-Geschäft zuständige Senior Vice President Yusuf Mehdi heute "ein für allemal" klar: "Wir kopieren keine Ergebnisse von irgendeinem unserer Wettbewerber. Punkt."

Mehdi nannte diese Anklagen "beleidigend". Einer der – laut Mehdi mehr als 1000 branchenüblichen und offen kommunizierten – Informationsströme, mit denen Bing seine Suchtreffer verbessere, ist die anonymisierte Auswertung von Nutzerverhalten. Googles Honeypot, der laut Mehdi technisch gesehen nichts anderes als Klickbetrug sei, beweise deshalb nichts, was nicht jeder in der Branche wisse. Bing habe im Oktober seine Algorithmen deutlich verbessert, was Google offenbar Sorgen gemacht und zu diesem Angriff verleitet habe.

Tatsächlich verzeichnete Bing zuletzt ein kleines Wachstum, zumindest auf dem US-Markt. Nach dem Ende der Yahoo-Suche sind Google und Bing in vielen Ländern die einzigen verbliebenen Suchmaschinen-Engines mit nennenswertem Marktanteil.

Ähnlich entschieden bestritt auch Suchmaschinen-Chef Stefan Weitz die Vorwürfe Googles in einem Interview, in dem er auch auf technische Details einging. Weitz nannte die Attacke des Konkurrenten "schlau" und "hinterlistig" und verwies darauf, dass sie bei einem verbreiteteren Suchbegriff niemals funktioniert hätte. Bing werde weiterhin anonymisierte Nutzerdaten auswerten, um damit herauszufinden, was für die Benutzer tatsächlich relevant sei. Er verwies nochmals darauf, dass nur 7 der 100 Tests von Google das gewünschte Ergebnis gebracht haben, übte aber auch Selbstkritik: "Ein Signal ist zu wenig, um zu triangulieren und einen guten Job bei den Ergebnissen zu machen", erläuterte er und freute sich, dass Google mit dem Honeypot geholfen habe, den Bing-Algorithmus weiter zu verbessern. (heb)