Wissenschaftler arbeiten an "außerkörperlicher Erfahrung"

Weltweit arbeiten Forschungsteams daran, dass Menschen Avatare in virtuellen Umgebungen buchstäblich als ihre eigenen Körper empfinden – technisch induziert.

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Von
  • Holger Dambeck

Weltweit arbeiten Forschungsteams daran, dass Menschen Avatare in virtuellen Umgebungen buchstäblich als ihre eigenen Körper empfinden. Die Ergebnisse dieser "Präsenz-Forschung" werden unter anderem bei der Therapie traumatisierter Soldaten eingesetzt. Das berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 3/2011 (seit dem 24.2. am Kiosk oder direkt im Online-Shop verfügbar).

Berichte über außerkörperliche Erfahrungen wurden von den meisten Forschern lange Zeit nicht ernst genommen. Es klang ihnen zu sehr nach Esoterik, wenn Betroffene schilderten, sie würden im Raum schweben und könnten sich dabei selbst im Bett liegen sehen. Seit einigen Jahren wissen Forscher jedoch, dass sich solche Zustände durchaus gezielt technisch erzeugen lassen.

1998 demonstrierten die an der US-amerikanischen Princeton University arbeitenden Kognitionsforscher Matthew Botvinick und Jonathan Cohen erstmals, dass man Menschen dazu bringen kann, mit einem Trick eine Kunsthand für ihre eigene zu halten. Der Proband erlebt die künstliche Gummihand dabei als Teil seines eigenen Körpers: Wenn jemand einen Hammer über der Attrappe schwingt, bekommt der vermeintliche Besitzer Angst um seine Hand – das lässt sich anhand von Hirnscans nachweisen.

Forschergruppen, die unter anderem in der International Society for Presence Research organisiert sind, wollen nun herausfinden, wie man ähnliche und weitergehende Out-of-Body-Experiences mit technischen Mitteln erzeugen und weiter verstärken kann. Entscheidend dafür sind, da herrscht unter den Wissenschaftlern weitgehend Einigkeit, multisensorische Erfahrungen. Eine virtuelle Welt nur zu sehen reicht nicht. Vor allem Berührungen sind offenbar zwingend notwendig, um die Illusion des Körperwechsels zu erzeugen.

Albert Rizzo von der University of Southern California setzt bei seinem Cybertherapie-Programm aber noch einen ganz anderen Sinn ein. In der 3D-Simulation "Virtual Iraq/Afghanistan", mit der er US-Teilnehmer des Irak- und Afghanistankrieges behandelt, arbeitet er zusätzlich mit Gerüchen. "Das ist sehr wichtig, weil der Geruchssinn mit dem limbischen System verbunden ist, wo Emotionen verarbeitet werden." Per Mausklick kann der Therapeut acht verschiedene Düfte freisetzen, darunter orientalische Gewürze, verbranntes Gummi, Diesel, Schweiß und Pulverdampf. (bsc)