KDE bekommt neues Multimedia-System

Phonon soll in dem Unix/Linux-System ähnliche Funktionen übernehmen wie Quicktime oder DirectShow auf anderen Systemen. KDE-Anwender können damit auf mehr Möglichkeiten bei der Ein- und Ausgabe von Sound und Video hoffen.

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Von
  • Reiko Kaps

Der Unix-/Linux-Desktop KDE wird ab Ende dieses Jahres ein neues System für die Ein- und Ausgabe von Sounds, Videos und anderen Multimedia-Inhalten bekommen. Das neue System Phonon löst dann Arts ab, das seit Version 2.0 zu KDE gehört. Der Begriff Phonon stammt aus der Physik und bezeichnet ein so genanntes Quasi-Teilchen, das zur Beschreibung von Schwingungen in einem Kristall dient.

Im Gegensatz zu Arts wird Phonon allerdings keine vollständige Multimedia-Schnittstelle werden: Es soll als Hülle für andere Systeme dienen, die die eigentliche Aus- und Eingabe von Multimedia-Daten ermöglichen. Würde eines dieser Backend-Systeme, beispielsweise GStreamer oder libxine, direkt in KDE integriert werden, müssten zahlreiche Programme des Systems neu geschrieben und überarbeitet werden. Mit dem Konzept von Phonon umgehen die KDE-Programmierer dieses Problem.

Durch Phonon sollen sich auch die Entwicklungszeiten von KDE-Multimedia-Programmen verkürzen: Der Wrapper ermöglicht es, Einstellungen an einem Ort der Oberfläche zu bündeln, die damit insgesamt konsistenter werden kann. Phonon benötigt dazu keine besondere Programmierschnittstelle (API), es stellt nur ein Spezifikation der Fähigkeiten für derartige Blibliotheken bereit. Außerdem bleibt es kompatibel zu Medien-Frameworks, die bereits auf KDE entwickelt oder portiert worden sind.

Anwender haben in Zukunft die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Sound- und Multimedia-Systemen zu wählen. Will man beispielsweise Musik live abmischen, benötigt man dafür geringe Latzenzzeiten bei der Ein- und Ausgabe des Sounds; Phonon kann dann auf Soundserver wie jackd zurückgreifen, die derartige Eigenschaften besitzen. Soll Musik auf anderen Rechnern im Netz ausgegeben werden, kann Phonon beispielsweise die Network-Integrated Multimedia Middleware (NMM) nutzen.

Laut der Roadmap des Phonon-Projekts soll der Code im dritten Quartal in KDE eingebaut werden, die API für die Wiedergabe und erste Backends sind bereits fertiggestellt und werden momentan getestet. (rek)