Bayerische Staatsregierung gibt Widerstand gegen Windkraft auf

Umweltminister Markus Söder (CSU) strebt eine Verdoppelung der Windkraftanlagen an. Dadurch würde die Leistung vervierfacht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 194 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Die bayerische Staatsregierung gibt ihren jahrelangen Widerstand gegen die Windkraft auf und will bundesweiter Spitzenreiter bei den erneuerbaren Energien werden. "Ich möchte bei der Windkraft eine Verdopplung der Anlagen, was einer Vervierfachung der Leistung entsprechen würde", sagte Umweltminister Markus Söder (CSU) am Dienstag nach der Kabinettssitzung. Bayern habe beim Ausbau der Windenergie "Nachholbedarf", räumte er ein. Ein neuer "Energieatlas" im Internet soll Bürgern, Kommunen und Unternehmen alle wichtigen Daten zum Ausbaupotenzial sämtlicher Formen der erneuerbaren Energien in Bayern liefern: Sonne, Wasser, Biomasse, Wind, Erdwärme und auch die Abwärme von Fabriken. Damit will Söder den Abschied von der Atomkraft beschleunigen.

Standorte von Windkraftanlagen in Bayern.

(Bild: geoportal.bayern.de/)

Die Staatsregierung will im Verlauf der nächsten zehn Jahre so weit wie möglich den Ausstieg aus der Kernenergie schaffen. Doch ist Bayern beim Ausbau der erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren stark zurückgefallen; laut Bundesagentur für erneuerbare Energien rangierte der Freistaat 2010 im Vergleich der 16 Länder nur noch auf Platz acht.

In der Windenergie ist Bayern Schlusslicht, laut Energieagentur lag Bayern beim Bau neuer Windräder zwischen 2005 und 2009 auf dem letzten Platz. Mit 467 Megawatt Leistung sind im Freistaat sogar weniger Windräder am Netz installiert als im viel kleineren Nachbarland Niederösterreich. "Ich glaube schon, dass es das bayerische Ziel sein muss, bei den erneuerbaren Energien ganz nach vorne zu kommen", sagte Söder. In früheren Jahren lehnte die Staatsregierung den Ausbau der Windkraft mit dem Argument ab, dafür sei Bayern mangels starken Windes gar nicht geeignet. Im neuen Energieatlas kann nun jeder nachsehen, welche Standorte für Windräder infrage kommen.

Söder will mit dem künftig grün-rot regierten Baden-Württemberg in ein Wettrennen einsteigen, wer die erneuerbaren Energien schneller ausbaut: "Bisher gab es eine Südschiene, ab jetzt gibt es einen Südwettbewerb." Hauptproblem bei der Windkraft ist nach Söders Einschätzung aber nicht die Suche nach geeigneten Standorten, sondern der große Widerstand gegen Windräder in vielen Kommunen. "Das muss natürlich mit dem Bürger geschehen", sagte Söder. "Wir glauben, dass der Bürger überzeugbar ist."

Söder bekräftigte, dass das derzeit abgeschaltete Atomkraftwerk Isar I bei Landshut nicht mehr ans Netz gehen soll. Auch die Reststrommenge, die Isar I eigentlich noch hätte produzieren können, solle nicht auf andere Meiler übertragen werden. "Das würde unsere Ziele konterkarieren", so Söder dazu. (anw)