Hightech der griechischen Antike

Wissenschaftler haben dem Antikythera-Mechanismus, dem bislang komplexesten "Computer" bis zum Mittelalter, weitere Geheimnisse entlockt.

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Von
  • Florian Rötzer

Vor 100 Jahren wurde der sogenannte Mechanismus von Antikythera in einem Schiffswrack vor der gleichnamigen griechischen Insel gefunden. Dabei handelt es sich um ein antikes Artefakt aus Bronze, das bislang auf das Jahr 87 vor Christus datiert wurde. Es ist die älteste erhaltene und zugleich die komplizierteste Zahnrad-Apparatur, die man aus der Zeit bis zum Ende des Mittelalters gefunden hat. Die Bronzeteile bildeten die Grundlage eines holzummantelten mechanischen Computers, der unter anderem die Mondphasen und die Bewegungen der damals fünf bekannten Planeten berechnen konnte. In den 50er-Jahren hatte dies bereits der Wissenschaftshistoriker Derek De Solla erkannt und erklärt, damit müsse man "unsere Haltung zur antiken griechischen Technik vollständig überdenken".

Weitere Forschungsarbeit und die Entzifferung der Schriftzeichen haben allerdings zu neuen Einzelheiten und Deutungen geführt. Ein Team aus griechischen, britischen und US-amerikanischen Wissenschaftlern haben nun im Rahmen des Antikythera Mechanism Research Project mit 3D-Computertomographien weitere Einzelheiten des Geräts erkennen können, das sie als das "komplexeste Instrument dieser Art für die nächsten 1000 Jahre" bezeichnen. Sie konnten, wie sie in der aktuellen Ausgabe von Nature schreiben, mehr als 2000 Zeichen (das Doppelte des bisherigen Textumfangs) entziffern und übersetzen. Daraus ergibt sich auch, dass der antike Rechner noch früher als bislang gedacht gebaut wurde, nämlich vermutlich zwischen 150 und 100 Jahre vor Christus.

Die neuen 3D-Computertomographien zeigen überdies, dass den bisherigen Rekonstruktionen einige Zahnräder entgangen waren. Die Wissenschaftler vermuten nun, dass 37 Rädchen für die ausgeklügelten Funktionen verantwortlich waren, beispielsweise für die Vorhersage von Sonnen- und Mondfinsternissen. Sieben Funktionen lassen sich nicht mehr klar nachweisen. Besonders bemerkenswert ist, dass der Mechanismus sogar eine Anomalie in den Mondphasen berücksichtigt, die aus der elliptischen Bahn des Mondes um die Erde herrührt. Und möglicherweise hatte man damit auch die Umlaufbahnen der Planeten berechnen können.

Siehe dazu auch in Telepolis:

(fr)