21C3: Entwickler freier Software setzen GPL-Rechte durch

Die Open-Source-Gemeinde geht vermehrt juristisch gegen Firmen vor, die sich nicht an die Spielregeln der GPL halten.

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Die Open-Source-Gemeinde geht vermehrt juristisch gegen Firmen vor, die sich nicht an die Spielregeln der GNU General Public License (GPL) halten. "Wir wollen zeigen, dass die GPL nicht irgendeine Erklärung ist, sondern eine Lizenz, die durchgesetzt werden kann", sagte Harald Welte, Mitautor des Open-Source-Projekts netfilter/iptables, heute auf dem 21. Chaos Communication Congress in Berlin. Der Vorreiter der Bewegung hat inzwischen 120 Verletzungen dokumentiert. "Gegen etwa 25 davon sind wir vorgegangen", sagte Welte. Obwohl er selbst kein Anwalt sei, verbringe er inzwischen ein Drittel seiner Zeit mit derlei Verfahren. Vergleichbare Rechtsstreitigkeiten, mit denen Entwickler freier Software vor allem auf die Veröffentlichung des Quellcodes auch kommerzieller Softwareprodukte mit GPL-lizenzierten Programmbestandteilen drängen, dürften sich laut Welte angesichts des Erfolgs von Linux weiter häufen.

Auslöser der Abmahnwelle war ein Streit mit Linksys, einem inzwischen von Cisco aufgekauften Hersteller von WLAN-Routern. "Die haben auf Zeit gespielt", ärgert sich Welte. Zunächst seien nur Teile veröffentlicht worden, erst vier Monate nach der Beschwerde sei die volle Konformität mit der GPL hergestellt worden. Kosten hätten sich daraus für Cisco nicht ergeben, nicht einmal schlechte Presse. Es habe keinen Anreiz zur Änderung des Verhaltens gegeben, klagte Welte. "Die hätten das jederzeit wieder machen können."

Da die Free Software Foundation (FSF), die prinzipiell über die GPL wacht, einen recht zurückhaltenden Ansatz bei der Verfolgung von Lizenzrechten hat, starteten die Entwickler des netfilter/iptables-Projekts eine eigene Durchsetzungskampagne. Die Palette reicht dabei von einer anwaltlichen Warnung über die Aufforderung zur Unterzeichnung einer Unterlassungserklärung bis zum Antrag einer einstweiligen Verfügung gegen einen Lizenzverletzer. Zweimal sei dies bereits nötig gewesen. In der Regel kommt es aber -- wie im Fall Fujitsu-Siemens -- zur rascheren, außergerichtlichen Einigung. "Dafür erwarten wir Spenden", stellt Welte einen der positiven Nebeneffekte seiner Bemühungen für die Open-Source-Gemeinde dar. Als Firmen, gegen die er und seine Unterstützer bereits vorgegangen sind, nannte Welte Größen wie Siemens, Netgear, U.S. Robotics Germany, Sun Microsystems oder D-Link.

Ein Problem bei der stärkeren Rechtsdurchsetzung ist, dass der eigentliche Autor der widerrechtlich verwendeten Programmzeilen gegen den Missbrauch vorgehen muss. Einige Programmierer, die selbst nicht aktiv werden wollen, haben Welte deshalb ihre Rechte an einzelnen kritischen Codebestandteilen wichtiger Open-Source-Projekte überschrieben, sodass er gegen Lizenzverstöße vorgehen kann. (Stefan Krempl) / (ad)