Elrob: Roboter auf verlorenem (Wacht-)Posten

Wache schieben kann sehr langweilig sein. Die meiste Zeit passiert nichts, trotzdem ist vom Wächter durchgehend höchste Aufmerksamkeit gefordert. Ein Anforderungsprofil, das eigentlich perfekt zu Robotern passt. Eigentlich.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Wache schieben kann sehr langweilig sein. Die meiste Zeit passiert nichts, trotzdem ist vom Wächter durchgehend höchste Aufmerksamkeit gefordert. Ein Anforderungsprofil, das eigentlich perfekt zu Robotern passt. Am dritten Tag der Roboterleistungsschau Elrob (European Land-robot Trial) in Leuven sollte daher das Szenario "Camp Security" zeigen, wie weit Roboter diesen Anforderungen heute schon entsprechen.

Elrob 2011 4 (5 Bilder)

Überwacher

Auch für einen kleinen Roboter sollte es eigentlich nicht allzu schwierig sein, so ein Gelände zu überwachen... (Bild: Hans-Arthur Marsiske / heise online)

Beim Militär gelten Roboter als die Experten für die drei "D": dirty, dull, dangerous. Sie sollen die Aufgaben übernehmen, die für Menschen zu schmutzig, zu öde oder zu gefährlich sind. Um die Eignung von Robotern für den öden Wachdienst zu testen, wurde das Szenario "Camp Security" erstmals bei der militärisch ausgerichteten Elrob im Jahr 2008 veranstaltet. Dabei ging es darum, mit Hilfe von einem oder mehreren Robotern Eindringlinge in einem aus mehreren Gebäuden bestehendem Militärlager zu erkennen und zur Identifizierung aufzufordern. Die Bundeswehr war von den Ergebnissen indessen so wenig beeindruckt, dass sie auf eine Wiederholung bei der nächsten militärischen Elrob verzichtete.

Bei der im jährlichen Wechsel dazu stattfindenden zivilen Elrob gehört "Camp Security" jedoch weiter zum Programm. In diesem Jahr wurde dafür ein relativ leicht überschaubarer Lagerplatz gewählt, der durch eine Holzwand mit zwei Durchgängen unterteilt war. Eine Stunde lang sollten die Roboter diesen Platz überwachen und alle Personen ansteuern, die in dieser Zeit in das Gebiet eindrangen.

Es zeigte sich: Robotern beim Wache schieben zuzusehen, kann sehr langweilig sein. Der Roboter des Teams IAIR von der Technischen Universität Warschau, der den Anfang machte, fuhr die meiste Zeit im Zentrum des Platzes hin und her, manchmal auch im Kreis. Was wie ein klug gewählter Standort wirkte, von dem aus der größte Teil des Geländes überblickt werden konnte, war jedoch dadurch begründet, dass der Roboter ständig versuchte, seine Position über GPS zu bestimmen. Da waren dann offenbar keine Ressourcen mehr übrig, um auf die "Intruder" zu reagieren, die mit großen orangefarbenen Schildern auf Brust und Rücken gemächlich am elektronischen Wachposten vorbei schlenderten.

Das Team vom Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE), das danach antrat, versprach etwas mehr Action. Immerhin wurden jetzt gleich drei Roboter aufs Gelände geschickt, gerade rechtzeitig für eine Delegation militärischer Zuschauer, die gerade eingetroffen war – und mit beachtlicher Geduld darauf wartete, dass die Wächter auch tatsächlich ihren Dienst antraten. Als das mit einiger Verzögerung endlich geschah, wurde das Warten nicht wirklich belohnt: Die Roboter zeigten zwar etwas zielgerichtete Bewegungen, teilten sich das zu überwachende Gebiet offensichtlich auch untereinander auf, aber nur einem gelang es, Eindringlinge zu erkennen und auf sie zu reagieren – und das auch nur, weil diese sich den Robotern gegenüber schon fast kooperativ erwiesen. Die Beobachter vom Militär werden auch von dieser Darbietung den Eindruck mitgenommen haben, dass die Technologie von der Einsatzreife noch sehr, sehr weit entfernt ist.

Richtig spannend wurde es immerhin, als der Roboter "RobuDem" des Teams von der belgischen Royal Military Academy (RMA) die Bühne betrat. Allerdings war das kein wirklich willkommener Effekt: Robudem hatte sich an den Rand des Geländes navigiert und drohte, über eine Treppenkante zu kippen. Nur per Notstop konnte ein Unglück verhindert werden.

Nachdem der 350 Kilo schwere Roboter wieder in Sicherheit war, brach das Team den Lauf ab, um es am Nachmittag erneut zu versuchen. Der zweite Versuch scheiterte dann jedoch an einem Achsbruch während der Anfahrt zum Testgelände. Der Roboter sei seit zehn Jahren in Betrieb, sagte Yvan Baudoin, Leiter des Unmanned Vehicle Center an der RMA. Die Elrob sollte die Abschiedsvorstellung dieser Plattform werden. Immerhin hat Baudoin jetzt gute Argumente für die seit Langem geforderte Beschaffung eines neuen Roboters.

Bei der Einschätzung der Leistungen bei Camp Security muss berücksichtigt werden, dass alle Roboter autonom agierten. Bei früheren Wettbewerben war das nicht der Fall gewesen, was den Vergleich erschwert. Dennoch bleibt der Eindruck, dass Einbrecher sich vor Roboterwächtern noch lange nicht werden fürchten müssen. (jk)