Conlife: Smart Meter als Hoffnungsträger

Über intelligente Stromzähler sollen Medienwelt, Heimautomation und das intelligente Stromnetz verknüpft werden. Die auf dem Kongress conlife in Köln versammelten Experten zogen eine gemischte Bilanz.

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Von
  • Torsten Kleinz

Elektronische und vernetzte Stromzähler sind ein Hoffnungsträger der Heimautomationsbranche. Über die so genannten Smart Meter sollen Medienwelt, Heimautomation und das intelligente Stromnetz verknüpft werden. Auf dem Kongress conlife in Köln zogen Experten eine gemischte Bilanz. Die Hoffnung auf relevante Energieeinsparungen haben sich in ersten Testläufen nicht erfüllt. Mit Komfortfunktionen sollen Kunden von dem neuen Konzept überzeugt und der Stromzähler zur universellen Steuerzentrale für Wohnungen und Häuser ausgebaut werden.

Noch sind Stromzähler nur wenig verbreitet, wie auch der Präsident der Bundesnetzagentur Matthias Kurth betonte. "Ich selbst habe keinen Smart Meter weil ich keinen passenden smarten Tarif bekommen kann." Zwar sind die Stromanbieter mittlerweile verpflichtet, flexible Tarife anzubieten, doch die potenziellen Kostenersparnisse für den Endkunden seien noch gering. Bisher gebe es kaum Endgeräte, die selbständig auf die unterschiedlichen Strompreise reagieren.

Kurth sagte, seine Behörde könne keinen Standard-Zähler vorgeben, der in 30 Millionen Haushalten installiert werden muss. Zu groß sei das Risiko, dass die Netzagentur auf eine falsche Technik setze. Lars Weber, Geschäftsführer der E.ON Metering GmbH, rechnet mit einer mehrjährigen Wartezeit. Sein Unternehmen geht nach den Entwürfen für das Erneuerbare-Energien-Gesetzes davon aus, dass die ersten regulierten Zähler 2014 installiert werden.

In der "T-City" Friedrichshafen sind 1600 Haushalte mit vernetzten Zählern ausgestattet, die neben dem Stromverbrauch auch Wasser- und Gasverbrauch verzeichnen, 300 Haushalte davon werden mit experimentellen Anwendungen ausgestattet, die auf der Technik aufbauen. In Schweden seien mit Smart Metern 4 Prozent Energie eingespart worden, aber diese Erfahrung lasse sich nicht auf Deutschland übertragen, da in Schweden zum Beispiel viel mit Strom geheizt werde, sagte Gabriele Riedmann de Trinidad, Leiterin Konzerngeschäftsfeld Energie der Deutschen Telekom. In den Haushalten der T-City, in denen die Visualisierung des Stromverbrauchs auf Displays in Wohnräumen angezeigt wurde, sei der Energieverbrauch um fünf bis zehn Prozent gesunken. Bei Gewerbeverbrauchern seien die Effekte noch stärker. Die Verbraucher nutzten die Technik aber auch auf andere Weise: "Eine der teilnehmenden Familien hat uns gesagt, dass sie anhand des Stromverbrauchs nachsehen, wann die Kinder am Abend nach Hause gekommen sind."

Derzeit fehlt es an Geräten, die über die Smart Meter gesteuert werden können, wie zum Beispiel Wasch- und Geschirrspülmaschinen, die sich anschalten, wenn der Stromversorger einen Energieüberschuss signalisiert. Die Technik kann auch eingesetzt werden, um gezielt kurzfristige Leistungsspitzen zu erzeugen: So könnten Kühlschränke per Signal angewiesen werden, ihre Kühlintervalle vorzuziehen; so könnte kurzfristig verfügbare Windenergie effektiv eingesetzt werden. Momentan backen die Anbieter aber noch kleine Brötchen. So bewirbt RWE sein Projekt Smarthome derzeit schon für Endkunden, das System ist aber noch auf die Steuerung von Heizung, Beleuchtung und verschiedenen Sensoren beschränkt. Zwar hat auch RWE bereits flexible Tarife im Angebot – diese spielen bei der zentralen Heimsteuerung aber noch keine Rolle.

Der französische Netzbetreiber ERDF hat bereits im März 2010 damit begonnen seine 33 Millionen Kunden mit Smartmetern auszustatten. Bis heute sind 250.000 Geräte installiert, die per Powerline oder GPRS mit der Zentrale Kontakt aufnehmen und es so ermöglichen, den Energieverbrauch ständig auszulesen. Ivo Franz, Manager des IT-Anbieters Atos Origin, erläuterte, über 20 Hersteller hätten Zähler entwickelt, die den Spezifikationen entsprechen, der Einbau in den Haushalten sei schneller möglich als zunächst geplant. Vorerst beschränke sich der Vorteil der Kunden allerdings darauf, dass die Zähler aus der Ferne ausgelesen werden können. Um das Stromnetz stabil zu halten, kann ERDS mit dem System theoretisch die Kunden vom Stromnetz trennen. Denkbar sei es auch, Verbrauchsbeschränkungen zentral zu steuern, so dass manchen Haushalten ein Verbrauchslimit gesetzt oder die Energie stundenweise abgeschaltet werden könne. (anw)