Web Intents: Google arbeitet an Universalschnittstelle fürs Web

Viele Webseiten bieten Teile ihrer Funktionen als Web-Service an. Dabei folgt jeder seinem eigenen Standard, einheitliche Richtlinien gibt es kaum. Mit Web Intents arbeitet Google an der großen Universal-API.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Robert Lippert

Google erwägt einen neuen Ansatz, bei dem nähere Kenntnisse zu einem bestimmten Web Service nicht mehr länger von Nöten sind und forscht an Web Intents, Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Universal-API für die gängigsten Anforderungen (Editieren, Ansehen, Teilen und anderes). Die Idee: Anwendungen und Services, die sich ergänzen, ohne sich aber näher kennen zu müssen.

Web Services spielen eine große Rolle innerhalb moderner Webanwendungen, da sich mit ihnen relativ leicht Funktionen, auch externer Anbieter, an die eigene Anwendung anbinden lassen. Das Prinzip hat jedoch zwei wesentliche Nachteile, die gerade Entwicklern das Leben schwer machen. Zum einen ist genaue Kenntnis der jeweiligen Serviceschnittstellen erforderlich. Zum anderen muss man sich auch mit einer stetig wachsenden Zahl ans Serviceanbietern auseinandersetzen.

Ein gutes Beispiel wäre eine Anwendung zum Teilen von Bildern im Netz (wie ein Twitter-Client). Der Entwickler muss nicht nur die verschiedenen APIs von TwitPic, yFrog und Co kennen und implementieren. Er muss auch vorgeben, welche Services er in seiner Anwendung unterstützen will und welche nicht. Oder seine Anwendung (oder entsprechende Plug-ins) stets aktualisieren, wenn neue Services hinzukommen oder datenschutztechnisch auffällig werden.

Für solche Anwendungsfälle stellen Web Intents eine deklarative Syntax zur Verfügung, mit der Serviceanbieter eine Liste der von ihnen angebotenen Intents bereitstellen können sowie ein System für die Registrierung verschiedener Provider. Auf Seiten der Anwendung kann der Nutzer so für eine bestimmte Aufgabe aus einer Liste verschiedener Serviceanbieter wählen. Die Anwendung selbst muss die verschiedenen Provider also nicht kennen, sondern fragt über Web Intents lediglich nach einem Service für eine bestimmte Aufgabe.

Web Intents sind grob an den von Android bekannten Intents angelehnt, die ein Late Run-time Binding verschiedener Komponenten einer oder unterschiedlicher Anwendungen erlauben. Web Intents sei hier jedoch besser auf die Anforderungen von Webanwendungen ausgelegt und soll es Entwicklern ermöglichen, sich mit gerade einmal zwei Zeilen Code mit einem Web Service zu verbinden – Chrome (oder ein anderer Browser, der das Universal-API unterstützt) würde sich selbst um um den Rest kümmern. Dazu implementiert die Plattform-API einen Discovery-Mechanismus und ein auf das Wesentliche beschränktes RPC-System unter den Webanwendungen.

Die aktuelle Entwicklung von Web Intents lässt sich auf GitHub verfolgen (Open Source, unter der Apache Lizenz 2.0), verschiedene Use Cases und Beispiele stehen unter webintents.org zu Verfügung). Google ist sich bewusst, dass man auch bei Mozilla mit Web Activities an einem ähnlichen Ansatz forscht. Hinter den Kulissen arbeite man daher bereits an einem gemeinsamen Standard, der die beiden Ansätze in einem API vereint. (rl)