Britischer Gesundheitsdienst kippt milliardenschweres IT-Projekt

Die britische Regierung hat den Stopp eines Programms des National Health Service zur IT-Ausrüstung und zum Aufbau eines Systems elektronischer Patientenakten angeordnet, in das rund 12,7 Milliarden Pfund geflossen sein sollen.

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Nicht nur in Deutschland kommen IT-Großprojekte immer wieder ins Wanken: Die britische Regierung hat jetzt den Stopp eines Programms des Nationalen Gesundheitsdienstes zur technischen Aufrüstung des Gesundheitswesens und zum Aufbau eines Systems elektronischer Patientenakten angeordnet, in das bereits rund 12,7 Milliarden Pfund (umgerechnet etwa 14,5 Milliarden Euro) geflossen sein sollen. Dies berichtet der "Guardian". Demnach soll sich der britische Gesundheitsminister Andrew Lansley gemeinsam mit anderen Kabinettsmitgliedern und dem Chef des National Health Service ($(LEhttp://www.nhs.uk/:NSH), David Nicholson, zum Ziehen der Notbremse durchgerungen haben. Zuvor habe das Vorhaben jahrelang unter Verzögerungen, technischen Schwierigkeiten, Vertragsstreitigkeiten und steigenden Kosten gelitten.

Der britische Rechnungshof hatte bereits im Mai dazu geraten, nicht noch mehr Geld in das Projekt zur Vernetzung des Gesundheitswesens zu stecken. Es sei zu ambitioniert gewesen und die Basistechnologie sei ständig ausgewechselt worden, hieß es dem Bericht nach im Gesundheitsministerium zur Erläuterung. Das gesamte verschwendete Budget hätte besser für Pflegepersonal in Krankenhäusern ausgegeben werden sollen, statt es "großen internationalen IT-Konzernen" in den Rachen zu werfen, lautet die Einschätzung einer Quelle aus dem Regierungsbündnis von Konservativen und Liberalen.

Minister Lansley kritisierte parallel die "Top-Down-Ausrichtung" des noch von der früheren Labour-Regierung gestarteten IT-Projekts. Künftig soll den vom NHS betreuten Einrichtungen die Möglichkeit gegeben werden, ihre IT-Systeme ohne großes übergeordnetes Programm in Eigenregie fortzuentwickeln. Zum Einkauf neuer Ausrüstung sollen sie auf nationale Verträge zurückgreifen können. Die Summe, die von der öffentlichen Hand noch für den Ausstieg aus dem Großprojekt an die Vertragspartner gezahlt werden muss, ist bislang unbekannt. Einzelne Beobachter sehen in der Ankündigung auch den letzten Versuch, die beteiligten Unternehmen zu weiteren Zugeständnissen bei der Fortführung der Initiative zu bewegen. (jk)