Münchens OB fordert offene Standards

Christian Ude ruft die EU-Kommissarin für Digitale Agenda dazu auf, sich weiter für offene Standards und Open Source einzusetzen. Gleichzeitig beklagt er, dass einzelne EU-Behörden auf proprietären Dokumentformaten beharren.

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Von
  • Dr. Oliver Diedrich

Münchens Oberbürgermeister Christian Ude hat anlässlich des sechsten nationalen IT-Gipfels des Bundeswirtschaftsministeriums, der am morgigen Dienstag in München stattfindet, auf die Wichtigkeit von offenen Standards in der Zusammenarbeit zwischen Behörden hingewiesen. In einem Brief (PDF-Datei) an Neelie Kroes bittet der Münchner Oberbürgermeister die die EU-Kommissarin für Digitale Agenda, "sich weiterhin für die Verbreitung von Offenen Standards in der Bürokommunikation und Freier und quelloffener Software einzusetzen".

Insbesondere solle sich Kroes "für eine verpflichtende Nutzung von Offenen Standards" in öffentlichen Einrichtungen der EU stark machen. Nur so ließen sich Daten unabhängig von der erstellenden Software zukunftssicher speichern und austauschen. "Eine europaweite Verpflichtung zum Gebrauch dieser Standards würde die Zusammenarbeit von Behörden in Europa erheblich vereinfachen", schreibt Ude, derzeit Präsident des Deutschen Städtetages, "im Namen vieler Städte und regionaler Behörden Deutschlands". Das erleichtere die Arbeit und spare Kosten. Dass einzelne EU-Behörden die ausschließliche Nutzung von Microsoft Office forderten, sei hinderlich für eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen den Behörden.

Konket wünscht sich der Münchner OB, dass in EU-Projekten alle Dokumentvorlagen sowohl in MS-Office- als auch in OpenDocument-Formaten angeboten werden. Außerdem sollten die Präsentationsnotebooks in EU-Organisationen und -Projekten nicht nur mit MS-Office, sondern auch mit Open- oder LibreOffice bestückt werden. Ude verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass München bis 2013 seine gesamte IT-Infrastruktur, Anwendungen und Büro-Kommunikation auf offene Standards und Open Source umgestellt haben wird.

München migriert die Arbeitsplatzrechner in der öffentlichen Verwaltung auf Linux und Open-Source-Software – insgesamt sollen 12.000 von 15.000 PCs umgestellt werden. Derzeit sind rund 8800 PC-Arbeitsplätze auf den selbst entwickelten LiMux-Client migriert, alle rund 15.000 PC-Arbeitsplätze arbeiten mit freier Software für die Bürokommunikation wie OpenOffice, Firefox, Thunderbird.

Die EU-Kommissarin für die Digitale Agende Neelie Kroes setzte sich schon vor Jahren für offene Standards ein, die sie als Fundament für Interoperabilität ansieht – damals war sie noch für das Generaldirektorat Wettbewerb verantwortlich. Im vergangenen Jahr kündigte sie an, die Interoperabilität von Produkten bedeutender Marktteilnehmer notfalls per Gesetz sicherstellen zu wollen, etwa indem die EU-Kommission die Offenlegung von Dateiformaten und Protokollen erzwingt. (odi)