Intels neue Stromspar-Atoms für Netbooks und Smartphones

Weniger Leistungsaufnahme, mehr Performance, vielleicht ein völlig anderer Grafikkern und eine Reihe neuer Features sollen Intels dritte Atom-Generation und damit nicht nur Netbooks beflügeln.

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Von
  • Benjamin Benz

Intel verwendet zwar den Chipsatz der Vorgängerplattform weiter, hat jedoch beim Prozessor einige Details verändert.

(Bild: Intel)

Intels dritte Generation von Atom-Prozessoren braucht dank 32-nm-Fertigung weniger Strom als die Vorgänger und erreicht dennoch etwas höhere Taktfrequenzen. So hat der – nun sogar für lüfterlose Systeme empfohlene – Dual-Core Atom N2600 bei 1,6 GHz Taktfrequenz eine TDP von 3,5 Watt. Zum Vergleich für den N570 (1,66 GHZ) mit ebenfalls zwei Kernen und Hyper-Threading nennt die Intel-Datenbank eine TDP von 8,5 Watt. Der N2800 erreicht bei 6,5 Watt TDP nun immerhin 1,86 GHz. Während die N2000-Modelle für Mobilgeräte – sprich Netbooks – gedacht sind, zielt Intel laut eigenen Angaben mit dem D2700 (2,1 GHz, 10 Watt) auf "Entry Level Desktops", zuweilen auch Nettops genannt.

Speziell für kleinere mobile Geräte wie Tablets oder Smartphones ist hingegen Intels Medfield-Plattform gedacht, die gegen die versammelte ARM-Macht – Apple A-Prozessor, Nvidia Tegra, Qualcomm Snapdragon, Samsung Exynos und TI OMAP – antreten soll. Medfield ist für Anfang nächsten Jahres geplant, gestern sickerten aber schon einige Daten auf VR-Zone durch. Danach soll der aktuelle Medfield-Prototyp mit 1,6 GHz arbeiten und ein 10,1-Zoll-Display mit 1280×800 Punkten betreiben. Derzeit läuft er unter Honeycomb (Android 3.x), für die Markteinführung ist Ice Cream Sandwich (Android 4.x) vorgesehen. Der Prototyp verbraucht im Leerlauf 2,6 Watt und unter Videolast 3,6 Watt. Das soll für die Marktversion noch auf 2 respektive 2,6 Watt reduziert werden. Im Java-Benchmark Caffeinemark 3 konnte sich der Medfield bei 1,6 GHz mit 10.500 Punkten klar vor Nvidia Tegra 2 (7.500 Punkte) und Qualcomm Snapdragon MSM8260 (8.000 Punkte) platzieren.

Für Cedar Trail, vermutlich für die Nettop-Version, hat Intel nun die relative Performancesteigerung konkretisiert. So soll sich die CPU-Leistung der neuen Plattform um bis zu 28 Prozent gegenüber einem nicht spezifizierten 45-nm-Vorgänger (Pine Trail) verbessert haben. Etwas aufgebohrt hat Intel auch den Speichercontroller, der nun auch S0-DIMMs aus DDR3-1066-Chips ansprechen kann. Unterm Strich bleiben laut Intels Angaben im BAPCo Sysmark 2007 bis zu 18 Prozent Performancezuwachs.

Bei der Grafikeinheit geizt Intel mit Informationen und nennt lediglich einen Performancezuwachs um Faktor 2 und eine Taktfrequenz von bis zu 640 MHz. Es wird allerdings gemunkelt, dass vielleicht sogar ein PowerVR-Grafikkern von Imagination Technologie zum Einsatz kommt. Für einen solchen größeren Umbau gibt es einige Hinweise: Erstens hat Intel dem Grafikkern der neuen Atoms bislang keinen Namen gegeben, während dieses Marketing-Detail in der Vergangenheit in keiner Intel-Folie fehlte – die DirectX-9-Grafikeinheit des N570 hieß GMA 3150 und lief mit 200 MHz.

Das Blockdiagramm zeigt, dass die Monitoranschlüsse nicht mehr am Chipsatz sondern direktt am Prozessor hängen.

(Bild: Intel)

Zweitens gibt es einen auffälligen Unterschied im Blockdiagramm der Plattformen Pine und Cedar Trail , obwohl sie beide den selben Chipsatz nutzen: Während bei Pine Trail der Prozessor die Videosignale per Flexible Display Interface (FDI) an den Chipsatz übergab und sie erst von dort an externe Schnittstellen ging, scheint beim Nachfolger der Chipsatz außen vor zu bleiben. HDMI, (embedded) DisplayPort, VGA und LVDs zeichnet Intel nun direkt an die CPU. Gut möglich, dass damit auch die künstliche Auflösungsbeschränkung der Vorgänger fällt. Die parallele Nutzung zweier digitaler Schnittstellen soll möglich sein. Vielleicht gibt es sogar DirectX-10.1-Unterstützung.

Obwohl Intel weiterhin den NM10-Chipsatz verwendet, gibt der Chiphersteller eine niedrigere "Kit Average Power" für Cedar Trail an. So soll ein System mit N2600 im Schnitt nur 1,9 Watt aufnehmen, während eines mit vergleichbar getaktetem Vorgänger N570 (Pine-Trail-Plattform) angeblich auf 2,4 Watt kommt. Für Systeme mit N2800 kalkuliert Intel im Mittel mit 2,62 Watt. Nur den N2600 bezeichnet Intel als geeignet für den lüfterlosen Einsatz. Neu eingeführt hat Intel auch den Schlafmodus C6 – Atom N570 und Co. kannten nur C4E.

In die Vollen greift Intel übrigens bei den Marketingnamen für neue Gimmicks: So soll "Smart Connect" Mails und ähnliches. auch im "Sleep Mode" herunterladen. "Rapid Start" verspricht minimale Wartezeiten nach dem Aufklappen eines Netbooks. Zusammen nennt Intel das dann "always on, always connected" oder auch "Intelligent Connected Devices" – wobei letzteres eher Systeme aus dem Embedded- und medizinischen Bereich meint. Neben den Netbooks sind das die anderen beiden Zielmärkte für die neuen Atoms. Wireless Display (WiDi) 564451 und Wireless Music sollen indes Atom-Geräte – mit bestimmten WLAN-Chips – drahtlos mit Displays oder Audiosysteme verbinden.

Kerne Taktfrequenz TDP OEM-Preis
CPU GPU
Prozessor
N2600 2+HT 1,6 GHz 400 MHz 3,5 Watt 42 US-Dollar
N2800 2+HT 1,86 GHz 640 MHz 6,5 Watt 47 US-Dollar
D2500 2 1,86 ??? ??? 42 US-Dollar
D2700 2+HT 2,1 GHz 640 MHz 10 Watt 52 US-Dollar
Chipsatz
NM10 0,75 Watt 20 US-Dollar

(bbe)