CES

Stream TV: 3D ohne Brille enttäuscht

Die Startup-Firma Stream TV will 3D-TV revolutionieren: Ihre Ultra-D-Fernseher funktionieren ohne 3D-Brille und sollen einen völlig natürlichen Bildeindruck liefern. Die Vorführung der 3D-Fernseher auf der CES enttäuschte allerdings.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 106 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Erich Bonnert

Das Startup Stream TV aus Philadelphia hat auf der CES ein neues Verfahren für brillenloses 3D vorgestellt – Ultra-D nennen die Amerikaner ihr Produkt. Die Ultra-D-TVs sollen einen "völlig natürlichen Tiefeneindruck" liefern. Bei entsprechender Bildschirmkalibrierung seien die Bilder aus normaler Fernsehentfernung aus jedem Blickwinkel scharf und ohne optische Nebenwirkungen zu sehen, kündigte Firmen-Chef Matthew Rao vollmundig an. Das System besteht aus proprietärer Hardware, Middleware und Software, für die Konvertierung von 2D in räumliche Inhalte ist eine Konverterbox ("SeeCube") zuständig. Dabei wird – im Unterschied zu existierenden brillenlosen Tiefenverfahren – weder ein paralleles, zweites Bild erzeugt, noch bestimmte Bildelemente blockiert. Beide Augen sähen gleichzeitig das gleiche Bild, erklärte Rao. Dabei würden Qualitätsverluste und Nebeneffekte wie Ghosting und verschwommene Ränder vermieden. Das Bildmaterial kann von Kabel-, Satelliten- oder terrestrischem TV kommen, ebenso lassen sich eigene Videoaufnahmen oder Fotos "3Disieren" . Die Konvertierung kann in Echtzeit erfolgen, oder auf Speichermedien oder einem Server gesichert werden. Außerdem lassen sich stereoskopische 3D-Inhalte – zum Beispiel von 3D-Blu-ray – in das autostereoskopische Ultra-D-Format wandeln.

Die Vorführung der Ultra-D-TV-Geräte entsprach dann allerdings nicht ganz den Versprechungen des Firmengründers. Das Bild des Stream-TV-Prototypen war nicht sonderlich scharf und zeigte die Bilder an den Displayrändern und um kontrastreiche Objekte leicht verschwommen. Keine Übertreibung war aber, dass das Bild aus jedem Blickwinkel gleich gut zu erkennen war. Die Qualitätsmängel erklärten die Mitarbeiter mit der noch fehlenden Kalibrierung der Prototypen. Auf dem Stream-TV-Stand sollen ab Beginn der Messe am Dienstag bessere Beispiele zu sehen sein.

Noch in diesem Jahr will das Startup zusammen mit Gerätepartnern mit ersten autostereoskopischen Fernsehern starten. Die Geräte sollen das Stream TV-Logo oder ein “Co-Branding” tragen. Der Preis werde "konkurrenzfähig" zu existierenden brillenlosen 3D-Verfahren sein, sagte Rao. Die Firma arbeitet außerdem an eigenen Tablet-Rechnern mit integrierter SeeCube-Technik. Das Verfahren wurde von der niederländischen Videoschmiede SeeCubic entwickelt. Dessen Chef Walther Roelen leitete einige Jahre die inzwischen eingestellte Autostereoskopie-Abteilung bei Philips. SeeCubic hat sich mehrere Lizenzrechte aus dieser Arbeit gesichert. Die Patente seien allerdings aus den 90er Jahren und würden bald verfallen, hieß es. Die eigentliche Innovation seien die später bei SeeCubic entwickelten Algorithmen. Über technische Details des Verfahrens wollte die Firma nicht reden. (jkj)