Jahr 2000: "Kein Anlaß zur Panik"

Die Bundesregierung hat heute ihren aktualisierten Bericht zum Jahr-2000-Problem vorgelegt.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Die Bundesregierung hat heute einen aktualisierten Bericht zum Jahr-2000-Problem vorgelegt. Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) betonte, daß "zu Panik und großen Befürchtungen" nach allen Experten-Erkenntnissen kein Anlaß bestehe. Auch Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) vertrat die Ansicht, Deutschland sei gut auf mögliche Computerprobleme bei der Umstellung auf das Jahr 2000 vorbereitet. Dennoch bestehe eine "Restwahrscheinlichkeit", daß sich in einzelnen Bereichen bei Behörden und Unternehmen Ausfälle nicht vermeiden ließen. Internationale Kritik, wonach der Stand der Umstellung in Deutschland unzureichend sei, wies Schily zurück. Ein Gutachten, das die Unternehmensberater der Gartner Group für den US-Senat angefertigt haben, sieht Deutschland im internationalen Vergleich der Jahr-2000-Umstellung auf Platz zehn.

Obwohl die Fortschreibung wesentlich umfangreicher ist als der im Sommer letzten Jahres vorgelegte erste Bericht, läßt sie viele Fragen offen. Im Abschnitt "Vitale und sicherheitsrelevante Infrakstrukturmaßnahmen" verweist die Bundesregierung mehrfach auf die Selbstverantwortung der Wirtschaft. Im Krankenhausbetrieb beispielsweise könne die Bundesregierung nur zur notwendigen Sensibilität beitragen - die Verantwortung liege bei den einzelnen Einrichtungen. Falls Computerpannen dennoch zu einzelnen Schadensfällen führten, stünden Feuerwehren, Technisches Hilfswerk und die Polizei zur Verfügung. Die Arbeitskreise der Innenminister beziehen das Jahr 2000-Problem nach Angaben von Schily in ihre Planung für die Vorsorge in der Silvesternacht mit ein. Auch Bundeswehr und Nato sind nach Einschätzung von Schily gut auf den Jahreswechsel vorbereitet, Sicherheitslücken bei der Einsatzbereitschaft seien nicht erkennbar. Zum Teil würden die Systeme und Geräte auch durch vorgezogene Simulationen überprüft.

Zu den genauen Kosten der Umstellung konnten weder Schily noch Müller etwas sagen. Nach Angaben des Wirtschaftsministers rechnen die 15 umsatzstärksten deutschen Unternehmen mit Umstellungskosten von je 300 bis 500 Millionen Mark. Weltweit würden Kosten von 1,5 Billionen Mark geschätzt. Schily nannte hier die Zahl von 600 Milliarden Mark. (wst)