Biometrische Erkennungsverfahren für eine sichere Wissensgesellschaft

Eine EU-Studie propagiert die Ausweitung biometrischer Erkennungsverfahren auf zivile und kommerzielle Anwendungen.

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Von
  • Richard Sietmann

Nachdem der Rat der Europäischen Union (EU) mit der im Dezember verabschiedeten EU-Verordnung EG 2252/2004 die Aufnahme biometrischer Merkmale in Pässe, Visa und Aufenthaltstitel ab 2006 beschlossen hat, wird die biometrische Erkennung anhand von Fingerabdruck, Iris oder Gesichtsbild im täglichen Leben einen immer selbstverständlicheren Platz einnehmen. Die Bürger werden sich auf Reisen daran gewöhnen, und die Erfahrungen mit der Bequemlichkeit und Sicherheit werden zur Verbreitung der biometrischen Identifizierungs- und Authentifizierungsverfahren in die Alltagsanwendungen führen. Zu dieser Einschätzung kommt eine jetzt veröffentlichte Studie (PDF) der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission mit dem Titel "Biometrics at the Frontiers: Assessing the Impacts on Society".

Die EU-Mitgliedsstaaten hätten nun "eine einzigartige Gelegenheit", das Entstehen einer florierenden europäischen Biometrie-Industrie voranzutreiben. In der Rolle des Pilotkunden, in der sie die weltweit erste große Anwendung der Biometrie in Ausweisdokumenten lancieren, hätten sie es in der Hand, die Hersteller auf einheitliche Standards zu verpflichten, den Wettbewerb zu fördern und Arbeitsplätze zu schaffen.

Der Bericht, der auf eine Anfrage des Ausschusses für Bürgerrechte, Justiz und innere Angelegenheiten (LIBE) des Europäischen Parlaments vom Juni vergangenen Jahres zurückgeht, konzediert zwar einige offene Fragen hinsichtlich der Zuverlässigkeit und des Datenschutzes, kommt jedoch zu dem Schluss, dass diese sich durch weitere Forschung und Entwicklung sowie großangelegte Feldversuche klären ließen.

Insgesamt zeichnet der Report ein überaus positives Bild von der automatisierten Identitätsprüfung als Routinevorgang im elektronischen Rechts- und Geschäftsverkehr. Den Datenschutzbedenken ließe sich dadurch Rechnung tragen, dass die Verwendung unterschiedlicher biometrischer Merkmale in verschiedenen Anwendungen das Potenzial zur Verknüpfung personenbezogener Daten einschränkt, die mit einem einheitlichen Merkmal leichter möglich wäre. Zugleich sprechen sich die Autoren jedoch für den Einsatz "multimodaler biometrischer Systeme" aus, die gerade durch die Kombination mehrerer Merkmale bei der Erkennung eine zuverlässigere Identifizierung ermöglichen sollen.

Zur industriepolitisch erwünschten Verbreitung biometrischer Erkennungsverfahren sehen sie keine Alternative. "Moderne Volkswirtschaften verlangen die steigende Mobilität von Arbeitnehmern, und in der sich herausbildenden vernetzten Informationsgesellschaft wird die physische Identität zunehmend durch ihr digitales Äquivalent ersetzt oder ergänzt", heißt es in der 166-Seiten-Studie an den Parlamentsausschuss. "Ganz abgesehen von den Sicherheitsbedürfnissen verstärken diese Trends daher den Bedarf an zusätzlichen und besseren Instrumenten der Identifizierung." (Richard Sietmann) / (anm)