Kabel Deutschland rutscht trotz steigender Umsätze tiefer in rote Zahlen

Nach hohen Investitionen in den Netzausbau hat Deutschlands größter Kabelnetzbetreiber seinen Verlust auf 99 Millionen Euro vergrößert, konnte bei Umsatz und Kundennachfrage aber zulegen.

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Deutschlands größter Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KDG) ist im vergangenen Geschäftsjahr angesichts hoher Investitionen und Anlaufverluste tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Unter dem Strich hat sich der Verlust im Geschäftsjahr 2006/07, das am 31. März endete, nach 68,5 Millionen im Vorjahr auf 99,2 Millionen Euro vergrößert. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verringerte sich von 401,3 Millionen auf 382,5 Millionen Euro. Der Gesamtumsatz des Unternehmens stieg dank der Vermarktung neuer Produkte wie Internetzugang und Telefonie über das TV-Kabel um 8 Prozent auf 1,09 Milliarden Euro.

Der Kabelnetzbetreiber hat im vergangenen Jahr rund 280 Millionen Euro in den Netzausbau investiert. Zum Ende des Geschäftsjahres am 31. März waren 8,6 Millionen Haushalte mit einem rückkanalfähigen digitalen Kabelanschluss ausgestattet und damit prinzipiell für Triple Play gerüstet. Ein Jahr zuvor waren es mit 4 Millionen Haushalten noch weniger als die Hälfte. Bis Ende September sollen weitere 2 Millionen Haushalte dazukommen. Im laufenden Geschäftsjahr sollten diese Anstrengungen Erfolge zeigen, erklärte der neue Vorsitzende der KDG-Geschäftsführung, Adrian von Hammerstein. "An dem guten Kunden- und Umsatzzuwachs sehen wir deutlich, dass unsere Strategie aufgeht."

Allerdings ging die Zahl der Anschlusskunden von 9,597 Millionen auf 9,320 Millionen zurück, während der durchschnittliche Umsatz pro Unit und Monat um 4,7 Prozent auf 7,64 Euro stieg. Die Zahl dieser so genannten umsatzbringenden Einheiten (RGU, Revenue Generating Units) stieg von 10,177 Millionen auf 10,343 Millionen zum Ende des Geschäftsjahres im März. Ende Juni 2006 verzeichnete das Unternehmen 10,362 Millionen RGUs. Bei digitalen Fernseh-Programmpaketen zählte das Unternehmen Ende März 692.000 Abonnements, nach 479.000 Abos vor Jahresfrist. Die mit viel Aufwand internetfähig gemachten Netze sorgen zwar für einen deutlichen Anstieg bei Verträgen für Internet und Telefon, doch ist der Anteil mit 331.000 Verträgen (2006: 101.300) angesichts 8,2 Millionen potenzieller Haushalte noch gering. Die meisten KDG-Kunden nutzen einen analogen TV-Kabelanschluss und beziehen Telefon- und Internet von der Festnetzkonkurrenz.

Doch will der neue KDG-Chef hier einhaken und wechselwillige DSL-Kunden mit attraktiven Preisen zum Umstieg auf das Kabel bewegen. "Das Geschäft mit Breitbandinternet- und Telefonanschlüssen hat für Kabel Deutschland höchste Priorität", sagte von Hammerstein. Er rechnet sich gute Chancen aus, bis zu 30 Prozent der Wechsel- oder Neukunden im ausgebauten Gebiet aufs Kabel ziehen zu können. "Innerhalb von drei bis vier Jahren", prognostiziert von Hammerstein, "halten wir einen Marktanteil von bis zu 20 Prozent bei unseren vermarktbaren Haushalten für erreichbar". Dafür soll das Netz weiter ausgebaut werden. Bisher sind rund 56 Prozent des KDG-Netzes internettauglich, bis März 2009 sollen es 90 Prozent sein.

Von Hammerstein, der die Geschäftsführung der KDG erst im Mai übernommen hatte, erwartet für das laufende Geschäftsjahr ein EBITDA von 430 bis 440 Millionen Euro. In kommenden Kalenderjahr soll das Unternehmen dann auch wieder schwarze Zahlen schreiben. "Ab Anfang 2008 rechnen wir mit positiven Quartals- und Nettoergebnissen", sagte von Hammerstein. (vbr)