Geofilter sollen Einkünfte von TV-Anbietern retten

Immer mehr US-Fernsehsender stellen ihre Sendungen kostenlos online. Um sich das Lizenzgeschäft mit lokalen und internationalen Sendern nicht kaputtzumachen, setzen sie darum mehr und mehr auf das Aussondern von Internet-Zuschauern nach Standort.

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Von
  • Monika Ermert

Immer mehr US-Fernsehsender stellen ihre Sendungen kostenlos online. Um sich das Lizenzgeschäft mit lokalen und internationalen Sendern nicht kaputtzumachen, setzen sie darum mehr und mehr auf Geofiltering, um Kunden einzelner Partner oder aus bestimmten Ländern auszusperren. Der konservative US-Sender Fox etwa sperrt seit Ende August Zuschauer, die nicht aus den USA kommen, vom Zugang auf kostenlose Downloads aus. Wurde im Fall der Nazi-Memorabilia bei Yahoo Frankreich die Wirksamkeit des Aussperrens von Usern aus bestimmten Teilen der Welt noch infrage gestellt, soll die Durchleuchtung der Zuschauer nun das territorial geprägte Fernsehgeschäft retten.

Fox, CBS und die Major League Baseball Advanced Media (MLB) bestätigten allesamt gegenüber US-Medien den Einsatz von Geofiltern. Mitte August startete Fox mit dem Angebot von kostenlosen Livestreams eigener Premiuminhalte von insgesamt 9 Fox-Sendern. Nur eine Woche später sperrte man internationale Nutzer aus. Konnten die Zuschauer aus Übersee anfangs einfach eine US-Adresse eingeben und die Sendungen anschauen, werden die IP-Adressen jetzt kontrolliert und Nicht-US-Kunden geblockt. Innerhalb der USA werden nach Überprüfung von Rechnungsadresse und Kreditkartennummer der Zuschauer Cookies gesetzt, um die weitere Authentifizierung zu erleichtern.

Die Sender bedienen sich dabei der Unterstützung von Unternehmen wie Akamai oder Quova. Quova bietet für US-Kunden schon demographische Daten, Informationen über Provider und Art der Internetverbindung, Domainadresse und weitere Angaben. Insgesamt 1,4 Milliarden IP-Adressen könne man zuordnen, heißt es bei dem Unternehmen. Auch eine Liste von Anonymizern wird bei Quova vorgehalten. Wer Anonymizer nutzt, um die Seiten zu besuchen, wird als möglicher "Schwarzseher" ausgemacht, heißt es dazu bei Fox. Auch wenn man davon ausgehe, dass gewiefte Hacker das Geofiltering umgehen könnten, reiche es für den Otto-Normal-Verbraucher erst einmal aus.

Fox-Zuschauer können allerdings laut Firmenphilosopie auch per Laptop von anderen Orten aus Zugriff auf "ihr" Programm bekommen. Dafür werden sie mittels des gesetzten Cookies bei der Einwahl wiedererkannt. Eine weitere Zunahme und Verfeinerung der Geofiltertechniken dürfte jedoch die Datenschutzexperten auf den Plan rufen. Denn manch ein Sender plant schon, die angesammelten Zuschauerdaten nicht nur zur Authentifizierung zu verwenden, sondern direkt auf den Kunden zugeschnittene Fernsehwerbung auszuliefern. (Monika Ermert) / (jk)