US-Spammer müssen ins Gefängnis

Ein Schlankheitspillen-Spammer muss für drei Jahre hinter Gitter. Ein Berufungsgericht bestätigte ein anderes Urteil gegen einen Spammer, der neun Jahre in Haft soll.

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Der 30-jährige US-Spammer Daniel Lin ist am gestrigen Dienstag in den Vereinigten Staaten zu drei Jahren Haft und einer Geldstrafe von 10.000 US-Dollar (7777 Euro) verurteilt worden. Damit geht eines der ersten Verfahren nach dem im Ende 2003 eingeführten US-Anti-Spam-Gesetz (Can-Spam Act) mit einer Verurteilung zu Ende. Lin hatte sich schuldig bekannt und ist noch einigermaßen glimpflich davongekommen. Für den Versand von Spam und Betrug drohten ihm je fünf Jahre Haft sowie weitere zehn Jahre für in einem anderen Zusammenhang stehenden Waffenvergehen. In einem zivilrechtlichen Verfahren hatte sich der Spammer zuvor mit der US-Handelsaufsicht Federal Trade Commission (FTC) auf Zahlung einer Geldstrafe verglichen.

Zusammen mit drei Komplizen, gegen die das Verfahren weiterläuft, soll Lin unter Firmennamen wie "Avatar Nutrition" oder "Phoenix Avatar" nutzlose Produkte wie Kräuterpillen und Potenzmittel vertrieben und dafür in Millionen Spam-Mails geworben haben. Dafür nutzten die Spammer offene Proxies sowie die Server anderer Unternehmen. Unter anderem das wurde ihnen zum Verhängnis. Allein über einen vom deutschen Hoster Schlund (1&1 Gruppe) zu Studienzwecken betriebenen Proxy versuchten die Spammer, mehr als fünf Millionen E-Mails zu verschicken. Schlund hatte den Server als "Honigtopf" präpariert, um Erkenntnisse bei der Spam-Bekämpfung zu sammeln, und blockierte den Versand.

Gemeinsam mit weiteren Daten von Spamhaus und Microsoft, Erkenntnissen der FTC und den Ermittlungsergebnissen der US-Post-Inspektion haben die Informationen aus Deutschland wesentlich zu dem erfolgreichen Schlag gegen die Spam-Truppe beigetragen. Die Spammer sollen mit den angeblichen Schlankheitspillen und anderen Produkten innerhalb weniger Monate über 350.000 US-Dollar verdient haben.

Unterdessen hat ein Berufungsgericht in Virginia das erstinstanzliche Urteil im wahrscheinlich ersten Verfahren unter dem Anti-Spam-Gesetz des Bundesstaats bestätigt. Jeremy Jaynes war für schuldig befunden worden, unerwünschte E-Mails an Millionen AOL-Kunden geschickt zu haben und dafür zu neun Jahren Gefängnis verurteilt worden. Gegen eine Kaution von einer Million US-Dollar durfte Jaynes auf freiem Fuß bleiben, bis über eine Berufung entschieden würde. Der Staatsanwalt will das Gericht nun ersuchen, die Kaution zurückzuziehen und den Haftbefehl zu vollstrecken. Jaynes Anwalt will weiter gegen das Urteil vorgehen. (vbr)