Antiviren-Firma Kaspersky will durch Zukäufe wachsen

Der russiche Antiviren-Spezialist will an die Börse; im Visier für Zukäufe seien vor allem westliche Unternehmen, weil sie Technologien hätten, die Kaspersky noch fehlen. Politische Probleme bei einer Expansion im Westen sieht die Firma nicht.

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Von
  • dpa

Der russische Computerviren-Jäger Eugene Kaspersky führt jetzt selbst seine gleichnamige Firma und bereitet einen Börsengang vor. Der Firmen-Mitbegründer, der bisher als Chefentwickler fungierte, löst seine Ex-Ehefrau Natalja Kaspersky an der Spitze ab. Einen Gang an die Börse peilt das Unternehmen für die "absehbare Zukunft" an und erwägt danach auch Firmenzukäufe. Verwaltungsratsmitglied Witali Besrodnych betonte am heutigen Donnerstag, im Visier seien vor allem westliche Unternehmen, weil sie Technologien hätten, die Kaspersky noch fehlen.

Natalja Kaspersky übernimmt die Führung im neugeschaffenen Verwaltungsrat des einstigen Familienunternehmens. Mit dem Umbau der Führungsstruktur von Kaspersky Lab wolle man unter anderem Voraussetzungen für einen Börsengang schaffen, hieß es. Eugene Kaspersky werde auch als Firmenchef an der Softwareentwicklung mitarbeiten. Über den konkreten Zeitpunkt des geplanten Börsengangs sowie Handelsplätze und weitere Details müsse noch der Verwaltungsrat entscheiden, sagte Besrodnych der dpa. Der Erlös solle dem Ausbau des Geschäfts dienen. "In den vergangenen zehn Jahren sind wir ausschließlich mit eigenen Ressourcen gewachsen. Jetzt wird es Zeit, ein neues Kapitel zu eröffnen." Als börsennotiertes Unternehmen würde Kaspersky Lab auch bessere Karten bei Ausschreibungen haben.

Sorgen um politische Probleme bei einer Expansion im Westen macht sich Besrodnych nicht, der bei dem Moskauer Unternehmen auch die Geschäftsentwicklung verantwortet. Russland gilt als eine Hochburg der Online-Kriminalität. Auch könnte es angesichts der Spannungen zwischen Moskau und dem Westen politische Widerstände gegen eine Abwanderung von Sicherheitstechnologien an ein russisches Unternehmen geben – wobei Kaspersky einen guten Ruf in der Branche genießt. Einen Umzug des Firmensitzes von Moskau ins Ausland schloss Besrodnych aus.

Eugene Kaspersky gab als Ziel an, in den kommenden drei Jahren in die Top 3 der Antivirensoftware-Hersteller aufzusteigen. Derzeit sieht sich das Unternehmen unter den führenden sechs Firmen, etwa in einer Gewichtsklasse mit den Konkurrenten Sophos und F-Secure. An der Spitze des Marktes stehen Symantec, McAfee und Trend Micro. In Deutschland beansprucht Kaspersky für sich einen Marktanteil im Einzelhandelsbereich von 30 bis 40 Prozent. (dpa) / (jk)