The Art of Readable Code

Zu den Programmierthemen jenseits technischer Details gehört unbedingt das weithin ersehnte Gut der Reflektion über die Lesbarkeit und Wiederverwendbarkeit der eigenen Zeilen. Dustin Boswells und Trevor Fouchers Buch schickt sich an, dafür einen Leitfaden zu bieten.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Herbert Breunung

Dustin Boswell und Trevor Foucher
The Art of Readable Code

O'Reilly, November 2011
202 Seiten
ISBN 978-0-596-80229-5
€ 29,–

"The Art of ..." ist eine Buchreihe bei O'Reilly zu Programmierthemen jenseits technischer Details. Dazu gehört unbedingt das weithin ersehnte Gut der Reflektion über die Lesbarkeit und Wiederverwendbarkeit der eigenen Zeilen. Diese wenigen Seiten schicken sich an, dafür einen Leitfaden zu bieten. Und sie tun es in einer Weise, die weit mehr mit Handwerk als mit Kunst zu tun hat, so sehr der Umschlag auch das Gegenteil suggeriert.

Denn Selbstbeschränkung ist die große Stärke dieser Schrift. Kleine Kapitel, knappe Absätze, Comics, Diagramme, Listen und viele kurze bis winzige Beispiele in den offiziellen Google-Sprachen C++, Python, Java und JavaScript helfen Anfängern sowie Interessenten mit wenig Zeit konkret zu begreifen, welche Verhaltensweisen ihnen auf lange Sicht das Programmiererleben erleichtern. Die klare, natürliche Sprache, die sich direkt an den Leser wendet, hilft zusätzlich beim Verständnis.

Unübersehbar war Robert C. Martins "Clean Code" inhaltlich und gestalterisch eines der Vorbilder. Doch während der Klassiker stärker zum selbstständigen Denken anregt und zuweilen über den Entwurf von Klassen, Interfaces und ganzen Programmen philosophiert, geht es hier öfter um die Vor- und Nachteile konkreter Konstrukte. Beim Entwurf einer kleinen Klasse endet bereits das Buch. Behandelt wird die Formulierung guter Variablen- und Funktionsnamen, Formatierung des Codes und das Schreiben guter Kommentare. Die Komplexität der Probleme reicht nur bis zur der Anordnung der Zeilen in einer Routine und dem Aufteilen von Routinen in handliche Einheiten. Für das Schreiben von Tests werden ebenfalls Empfehlungen abgegeben. "Clean Code" und andere am Ende empfohlene Bücher lassen sich getrost als weiterführende Literatur ansehen.

Gerade weil mancher gezeichnete Witz sich gen Klamauk neigt, inhaltlich mehr gesiebt wurde und die Autoren wesentlich stärker führen, ist es für Anfänger, die bereits etwa ein halbes Jahr oder mehr programmieren und nicht allzu viel Geduld für Belehrungen aufbringen, gut geeignet. Das können nur wenige Werke dieses Themas von sich behaupten. Deswegen ist es Schade, dass derzeit keine Übersetzung geplant ist.

Herbert Breunung
schreibt regelmäßig Artikel über Applikationsentwicklung in Perl und Perl 6 und spricht auf Konferenzen im In- und Ausland. Er führt seit Jahren ein freies Softwareprojekt und ist am Aufbau der Perl-6-Dokumentation beteiligt.
(ane)