ENUM von T-Systems und VoIP Peering am DE-CIX

Während T-System an einer ENUM-Lösung für Unternehmen arbeitet, denkt man beim DE-CIX über die Einrichtung einer Peering-Plattform für VoIP nach.

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Von
  • Monika Ermert

T-Systems arbeitet an einer ENUM-Lösung, die mittelständischen und großen Firmen die unabhängige Abwicklung ihrer IP-Telefonie erlauben soll. Das "BENNY" (Public Business ENUM and IP Media Gateway, PDF) getaufte System setze auf das "Public ENUM"-Konzept, sagte Dirk Rennekamp von T-Systems Enterprise Services gegenüber heise online.

Bei ENUM werden Routing-Informationen unter einer "Telefondomain" im Domain Name System hinterlegt. BENNY integriert DNS-Abfragen bei der ENUM-Registry vor dem Aufbau eines Gesprächs. Im Fall eines Treffers kann der Anruf komplett über die eigene IP-Verbindung abgewickelt werden. Hat der Gesprächspartner keinen ENUM-Eintrag, wird der Anruf über ein klassisches Gateway ins PSTN geroutet. "Das wird durch Einsatz eines sicheren IP-Media-Gateways in das Internet und durch die Verwendung von ENUM als eigenes offenes Routing System gewährleistet", so Rennekamp. Das System basiere stark auf Open-Source-Protokollen, daher werde die Anlage auch günstiger sein als andere VoIP-Anlagen. Einen genauen Preis könne man aber noch nicht sagen. "Wir befinden uns noch in der Pilotphase", so Rennekamp.

Während der Pilotphase experimentierte T-Systems mit der Einbindung weiterer ENUM-Verzeichnisse, darunter auch die e164.org- und die e164.info-Registries. Damit sollte die Trefferquote beim IP-Routing erhöht werden, denn noch ist die von der Denic betriebene ENUM-Registry mager bestückt. Allerdings werde man von diesen Mehrfachanfragen wohl wieder abrücken, da man längere Antwortzeiten beim Aufbau der Gespräche vermeiden will. Klar ist, dass die positiven Effekte des IP-Routing mit steigender Anzahl der ENUM-Teilnehmer zunehmen. Wenn viele Gespräche innerhalb des IP-Netzes gehalten werden können, schöpfen die Kunden die entsprechenden Kosteneinsparungen ab.

Mehr Gespräche innerhalb der IP-Welt halten will auch der vom Eco-Verband betriebene "Deutsche Commercial Internet Exchange", (DE-CIX). Klaus Landefeld vom DE-CIX sagte auf dem ENUM-Tag der DENIC diese Woche in Frankfurt, beim DE-CIX sei man bereit, eine VoIP-Peering-Plattform zur Verfügung zu stellen. Damit solle zunächst ein "Austauschpunkt für Routing-Informationen" für die VoIP-Gespräche geschaffen werden. Ob künftig auch Abrechnungsdaten an diesem Peering-Punkt generiert werden sollen und ein voller VoIP-Switch geschaffen wird, darüber soll ab dem Herbst eine VoIP-Peering-Arbeitsgruppe diskutieren. Erste Gespräche mit den relevanten Anbietern aus Provider- und PSTN-Welt habe man geführt.

Der Schritt zur Peering-Plattform am DE-CIX ist auch als eine Antwort auf die VoIP-Peering-Beratungen bei der Bundesnetzagentur zu verstehen. Eine handverlesene Arbeitsgruppe bei der Bundesnetzagentur soll ebenfalls im Herbst einen Bericht zu VoIP-Peering vorlegen. Laut Landefelds Bericht gehen die Meinungen über die Ausgestaltung eines "VoIP Exchange" stark auseinander, Vertreter der klassischen Sprach- und Datenwelt hätten unterschiedliche Vorstellungen zur künftigen VoIP-Zusammenschaltung.

Eine Grundsatzfrage der künftigen VoIP-Welt beantworten BENNY und die DE-CIX-Peering-Plattform verschieden. Public ENUM, wie es BENNY umsetzt, legt die Kontrolle der Kommunikationsströme in die Hand des Endnutzers. Die VoIP-Peering-Plattform unterstützt den Austausch zwischen VoIP-Service-Providern. Dieses Peering erlaubt den Providern, ebenso wie das so genannte "Infrastructure ENUM" (im Gegensatz zu "Public ENUM"), die Kontrolle über die VoIP-Kommunikation zu behalten und den Kunden an sich zu binden. Die Mehrheit der Kunden wolle ohnehin nur, dass VoIP funktioniere, an der Pflege ihres privaten ENUM-Eintrages hätten sie kein Interesse, so das Urteil vieler Provider. Rennekamp ist sich nicht so sicher, er glaubt eher an offenes ENUM als an geschlossene Systeme. Auch innerhalb der Deutschen Telekom dürfte es dazu unterschiedliche Meinungen geben.

Sabine Dolderer, Vorstandsfrau bei der DENIC, sagt: "Schon jetzt existieren beide Welten nebeneinander, und sie können auch gut koexistieren". VoIP-Austauschpunkte und "Infrastructure ENUM" versuchten derzeit das Problem zu beheben, dass noch nicht viele ENUM-Einträge vorhanden seien. Die wachsende Anzahl von Peering-Plattformen berge allerdings auch ein Problem: "Wie verbinde ich am Ende die verschiedenen Inseln?" Ein eigenes Infrastructure-ENUM-Verzeichnis bei der DENIC gibt es bislang noch nicht. Dolderer sagte, die DENIC warte ab, ob bei den Providern Interesse bestehe. (Monika Ermert) / (vbr)