Rien ne va plus! für Internet-Glücksspiele in den USA

US-Präsident George W. Bush wird voraussichtlich noch in dieser Woche ein Gesetz zur Eindämmung der Internet-Zockerei in den Vereinigten Staaten unterzeichnen. Finanzielle Geschäfte mit Online-Casinos und -Wettanbietern werden künftig unter Strafe gestell

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Jahrelang hat der US-amerikanische Kongressabgeordnete Jim Leach auf diesen Tag hingearbeitet: Die Verabschiedung eines Gesetzes zur Eindämmung der Internet-Zockerei in den Vereinigten Staaten. Im Verlauf der letzten regulären Sitzung vor der Wahlpause passierte der in eine Abstimmung über die Ausweitung der Hafensicherheit eingebundene Unlawful Internet Gambling Enforcement Act am frühen Samstagmorgen schließlich den Senat. Nach Unterzeichnung des Gesetzes durch US-Präsident George W. Bush, die noch für diese Woche geplant ist, drohen Banken, Kreditkarten-Unternehmen und Online-Bezahldiensten künftig hohe Geldbußen, wenn sie finanzielle Transaktionen mit Internet-Casinos abwickeln. US-Bürger, die beim Online-Gambling erwischt werden, müssen ebenfalls mit empfindlichen Strafen rechnen. Das Finanzministerium soll gemeinsam mit der US-Notenbank Kontrollsysteme zur Überwachung von Geldströmen im Geschäft mit Internet-Glücksspielen entwickeln. Die Finanzinstitute haben neun Monate Zeit, eigene Vorschläge zur Umsetzung der Direktive einzubringen.

"Hätte der Kongress der Gesetzesinitiative jetzt nicht zugestimmt, würden Spieler ihre Einsätze künftig auch vom Mobiltelefon aus oder über ihre Blackberries tätigen", erklärte Leach nach der Abstimmung. "Spielen um Geld trägt ein hohes Suchtpotenzial in sich und ist besonders gefährlich, wenn es in einem unregulierten Umfeld wie dem Internet geschieht." Ähnliche Gesetzesinitiativen waren in den vergangenen Jahren regelmäßig vom US-Senat geblockt worden. Weder konnte ein Konsens über die Definition von illegalem Glückspiel noch über die Umsetzungsstrategie eines Verbots erzielt werden. Nach Ansicht des Republikaners Leach hat die Internet-Zockerei aber längst den Charakter einer nationalen Bedrohung angenommen, "die Familien zerstört" und "die Stabilität des amerikanischen Finanzwesens gefährdet". Der weltweite Umsatz mit Glücksspielen im Internet wird auf 15 Milliarden US-Dollar jährlich geschätzt, wobei mehr als die Hälfte des Geldes von US-Bürgern stammen soll.

Die Aktien von börsennotierten Glücksspiel- und Wettanbietern, an denen auch Wallstreet-Größen wie Goldman Sachs, Merrill Lynch, Morgan Stanley und Fidelity Management mit Hunderten von Millionen US-Dollar beteiligt sind, brachen nach Bekanntgabe der Entscheidung dramatisch ein. Manche Papiere verloren bis zu 65 Prozent ihres Wertes. Die Aktie des österreichischen Anbieters bwin (vormals betandwin), dem zuletzt die Lizenz für Geschäfte in Deutschland entzogen worden war und der Analysten zufolge ein Drittel seines Umsatzes mit US-Wettern macht, sackte am heutigen Montag um bis zu 20 Prozent ab. Mehrere Internet-Glücksspielanbieter kündigten bereits an, ihre Geschäfte in den USA künftig einzustellen. (pmz)