Pille für den Mann ohne Hormone

Ein Wirkstoff aus der Krebstherapie vermindert die Anzahl und Beweglichkeit von Spermien – bisher allerdings nur bei Mäusen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jan Oliver Löfken

Ein Wirkstoff aus der Krebstherapie vermindert die Anzahl und Beweglichkeit von Spermien – bisher allerdings nur bei Mäusen.

Nach zahlreichen Versuchen, eine "Pille" für den Mann zu entwickeln, könnte nun ein Präparat ohne Hormone als Verhütungsmittel dienen. Am Dana Farber Cancer Institute in Boston testete das Team um James Brader eine Substanz, die bisher gegen Lungen- und Blutkrebs eingesetzt wurde. Erste Versuche belegten, dass der Wirkstoff männliche Mäuse vorübergehend unfruchtbar machen konnte. Besonders wichtig dabei war, dass der Effekt reversibel ist und das Sexualverhalten der Tiere nicht verändert wird. Nach Aussage der Forscher seien die Ergebnisse durchaus auf den Menschen übertragbar, da eine zentrale Komponente in der Produktion von Samenzellen blockiert werde.

"Dieser Wirkstoff hat eine schnelle, reversible Reduktion der Anzahl und Beweglichkeit von Samenzellen zur Folge", sagt James Bradner. Verantwortlich dafür ist das Molekül JQ1, das spezifisch in die Samenproduktion eingreift. Dort blockiert es das Protein BRDT, das für die Fertilität von zentraler Bedeutung ist. Ist die Funktion von BRDT beeinträchtigt, kann die Samenzelle nicht mehr richtig heranreifen. Zudem hat JQ1 den Vorteil, dass es die Barriere zwischen Blut und Hoden mühelos überwinden kann, um an die Sperma produzierenden Zellen zu gelangen. Dort wirkt es zwar auf BRDT, beeinflusst aber nicht die Produktion des Sexual-Hormons Testosteron, so dass Hormon-bedingte Nebenwirkungen vermieden werden konnten.

Die Übertragbarkeit von der Maus auf den Menschen halten die beteiligten Wissenschaftler für sehr wahrscheinlich, da das Protein BRDT beim Menschen sehr ähnlich aufgebaut sei wie bei Mäusen. Nach weiteren Tierversuchen könnten bald erste klinische Studien am Menschen folgen. Doch dazu muss die Wahrscheinlichkeit sehr hoch sein, dass – wie im Mausversuch gezeigt – auch nach Absetzung des Mittels die uneingeschränkte Fruchtbarkeit der Männer wieder hergestellt wird.

Quelle: "Small-Molecule Inhibition of BRDT for Male Contraception", Martin M. Matzuk et al.; Cell 150, 673–684, DOI:10.1016/j.cell.2012.06.045 (bsc)