Tschüss, Apple!

Das hat man davon, wenn man sein iPhone länger als zwei Jahre behält: ein unbrauchbares Gerät. Warum ich Apple nun den Rücken zukehre.

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Von
  • Jens Lubbadeh

Das hat man davon, wenn man sein iPhone länger als zwei Jahre behält: ein unbrauchbares Gerät. Warum ich Apple nun den Rücken zukehre.

Wahrscheinlich gibt es auf diesem Planeten nur eine Handvoll Menschen, die ihr iPhone länger als zwei Jahre behalten. Zu erfolgreich war der Konzern mit seiner Strategie, seine Unterhaltungselektronik-Produkte zur Mode umzudefinieren. Ein altes iPhone zu besitzen ist heute wahrscheinlich noch uncooler als zwei Jahre alte Klamotten zu tragen. Ich habe mein iPhone 3G von 2008 bis heute benutzt. Aber jetzt ist Schluss. Ich habe es verkauft.

Eigentlich wollte ich das gar nicht. Ich fand dieses Gerät großartig und ich hätte es auch noch weiter genutzt – wenn Apple mich nicht dazu gezwungen hätte, es aufzugeben. Wie das, fragen Sie? Ganz einfach: Mit dem Update auf die Betriebssystem-Version iOS 4 im Sommer 2010 wurde mein iPhone zerstört. Nicht physikalisch, aber funktionell. Das Telefon wurde so langsam, dass man es de facto nicht mehr benutzen konnte, ohne völlig wahnsinnig zu werden. Zwar legte Apple nochmal mit Version 4.2.1 im selben Jahr nach – aber das besserte die Misere nur ein bisschen. Eine Menge Leute waren genervt von dem Software-Update und taten wohl genau das, was der Konzern wollte, dass sie tun: Sie verkauften ihr iPhone 3 und wechselten auf das Nachfolgemodell 4, das kurz vor dem Softwareupdate in die Läden kam. Wir treuen iPhone-3-Fans aber, die keine Lust auf das eckige neue Modell hatten, konnten sehen, wo wir bleiben. Zum Glück fanden findige Freaks heraus, wie man die schlimmsten Geschwindigkeits-Bremsen deaktivieren konnte. Trotzdem, das iPhone 3G mit iOS 4 nervte einfach. Manchmal konnte ich sogar keine keine Anrufe mehr entgegen nehmen, so langsam war es.

Im Frühjahr 2011 hatte ich die Nase voll. Ich entschloss mich, den Schritt zurück zu machen auf die letzte iOS-3-Version. Der normale Weg wäre gewesen, das iPhone an das Macbook zu stöpseln und per iTunes die alte Firmware draufzuspielen.Aber das will Apple nicht, iTunes verweigert das. Also muss man erst lange recherchieren, bis man herausfindet, wie man sein teures Gerät wieder benutzbar macht. Eine Frechheit. Erst macht Apple mir mein Produkt kaputt und dann verweigert es mir auch noch die Reparatur. Ich versetzte also mein iPhone getreu der Nerd-Anleitung in den Wartungszustand, stöpselte es an iTunes, und wählte mit speziellen Tastenkombinationen die zuvor heruntergeladene iOS-Version 3.1.3 aus.

Soweit so gut, aber das Problem nach dem inoffiziellen Downgrade ist: am Ende ist das Telefon immer noch im Wartungsmodus. Und es aus diesem Dornröschenschlaf wieder aufzuwecken, ist schwieriger als gedacht. Erst kommt eine Fehlermeldung. Dann bleibt das iPhone im Wartungszustand und man muss tricksen, um es wieder aufzuwecken – mit einer Software namens Recboot. Als ich 2011 den Downgrade machte, funktionierte Recboot bei mir nicht. Der „Aufwachen“-Knopf war einfach ausgegraut. Während langsam Panik in mir hochstieg, dass ich mein Telefon womöglich nun vollends geschrottet hatte, probierte ich mehrere Recboot-Versionen immer und immer wieder aus. Irgendwann klappte es – das iPhone wachte wieder auf, ich hatte erfolgreich auf iOS 3.1.3 downgegradet und es war wieder so schön schnell wie am ersten Tag.

Erst mal war ich wieder glücklich, aber im Laufe der Zeit merkte ich, wie immer weniger Apps im App Store mit meiner alten iOS-Version kompatibel waren. Heute kann ich fast gar nichts mehr installieren. Gefühlte 95 Prozent der Apps erforden mindestens iOS-Version 4.0. Teilweise auch neue Versionen von Apps, die ich früher genutzt hatte. Und Apple tut natürlich einen Teufel, alte App-Versionen für Leute wie mich zur Verfügung zu stellen. Da stand ich nun mit meinem wieder flotten, aber nun softwaremäßig kastrierten iPhone. Die Botschaft des Konzerns war überdeutlich: kauf dir endlich ein neues Gerät!

Das habe ich nun getan, Apple. Aber nicht das iPhone 4 oder 5, sondern ein Samsung Galaxy. Schade eigentlich. (jlu)