Solarpioniere in Afrika

In Kenia arbeitet die erste und einzige Solarmodul-Fabrik in ganz Ostafrika. Sie stemmt sich erfolgreich gegen die chinesische Übermacht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 27 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jens Lubbadeh

Der Niederländer Haijo Kuper leitet die erste und einzige Fabrik für Solarmodule in ganz Ostafrika, berichtet Technology Review in seiner Oktober-Ausgabe (ab dem 27. September im Zeitschriftenhandel oder online bestellbar). Sie befindet sich in Naivasha, etwa 90 Kilometer nordwestlich von Nairobi. Das Werk muss sich in einer Branche behaupten, in der westliche Hightech-Unternehmen reihenweise unter der chinesischen Übermacht einknicken. Und es sitzt in einem Land, das zwar eine relativ fortschrittliche Einspeisevergütung für erneuerbare Energien kennt, aber nur ein äußerst löchriges Strom netz besitzt.

In Afrika gelten für die Photovoltaik andere Regeln als in der westlichen Welt. Der augenfälligste Unterschied: "Wir produzieren Module von 13 bis 125 Watt Leistung", sagt Kuper. Auf dem internationalen Markt seien Module mit 200 Watt und mehr üblich. Der Grund: In Industrieländern speisen Photovoltaikanlagen ihren Strom fast ausschließlich ins Netz ein. In Kenia sind hingegen nur 15 Prozent der Einwohner überhaupt ans Stromnetz angeschlossen. Praktisch alle afrikanischen Photovoltaik-Anlagen werden daher von solaren Selbstversorgern "off grid" betrieben – und denen reichen kleine, preiswerte Module.

Der Bedarf für Solarmodule ist groß, zumal die Sonne am Äquator mit vier bis sechs Kilowattstunden täglich auf jeden Quadratmeter einstrahlt. In Deutschland sind es nur rund drei Kilowattstunden. Praktisch die gesamte Produktion wandert in Systeme, deren Strom direkt vor Ort verbraucht wird. Zwar gibt es seit 2010 auch in Kenia Einspeisetarife für Solarstrom, doch die sind viel zu niedrig, um die Anlagen profitabel betreiben zu können. So erhalten Privatleute 10 und Unternehmen 20 US-Cent pro Kilowattstunde über einen Zeitraum von 20 Jahren hinweg. Zum Vergleich: Der Netzstrom kostet in Kenia 18 bis 20 US-Cent pro Kilowattstunde. Selbst die wenigen Kenianer, die ans notorisch labile Stromnetz angeschlossen sind, verbrauchen den solar erzeugten Strom daher lieber selbst.Gleichzeitig verdienen die Bewohner des Landes sehr wenig. Selbst eine kleine Solaranlage ist für sie eine große Investition. Entsprechend gut überlegen sie sich den Kauf.

Billigware hat es unter diesen Voraussetzungen schwer – ein Plus für die einheimischen
Solarmodule. Und so vertreibt Chloride Exide neben den Eigenfabrikaten aus Naivasha lediglich noch die Produkte des chinesischen Weltmarktführers Suntech in seinen Filialen – beides zu Preisen von etwa 1,75 Dollar pro Watt. Zu den Kunden zählen Privatleute, Firmen und öffentliche Einrichtungen wie Schulen oder Medizinzentren

Die Produktion jedenfalls brummt. Die Belegschaft von Kupers Firma wächst langsam, aber stetig – von anfänglich 35 Mitarbeitern auf mittlerweile 51. Zu Beginn mussten noch Personalvermittler nach geeigneten Kräften suchen. Heute melden sich Interessenten von allein. Die Kurve wird künftig wohl weiter nach oben gehen, denn die EU-Kommission will in den nächsten zwei Jahren 50 Millionen Euro in den Ausbau der grünen Stromversorgung in Entwicklungsländern fließen lassen. Damit dürfte auch in Ostafrika die Nachfrage nach einheimischen Solarmodulen anziehen.

Mehr dazu im aktuellen Technology Review-Heft:

  • Solarpioniere in Afrika

(jlu)