Pentagon startet YouTube-Channel

Um Informationen, die an die Öffentlichkeit gelangen, besser kontrollieren zu können, werden zudem Blogs und E-Mails der Soldaten schärfer zensiert.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Rötzer

Das Pentagon hat einen YouTube-Channel gestartet, um über diesen Weg für das US-Militär und den Einsatz im Irak vermeintlich günstige Bilder und Informationen an die Öffentlichkeit zu bringen (seit Kurzem sind nur noch einzelne Videos zu sehen). Da man im Pentagon schon seit dem Beginn des Afghanistan-Kriegs immer wieder die Sorge äußerte, im Medienkrieg zu verlieren, scheint man nun so der Konkurrenz der Videos der Aufständischen und Terroristen etwas entgegensetzen zu wollen. Im Unterschied zu diesen Videos verzichtet das Pentagon auf das Zeigen von grausamen Szenen, präsentiert aber doch, um in der YouTube-Umgebung wahrgenommen zu werden, Eindrücke von Kampfeinsätzen, eine Befreiung einer Geisel oder Hausdurchsuchungen, die einen Blick in das wirkliche Leben der Soldaten "auf dem Boden" vermitteln sollen.

Man will zwar Niederlagen und Opfer auf der eigenen Seite nicht zeigen, wohl aber unterhaltsame Einsätze, bei denen der Gegner bekämpft und besiegt wird. Vielversprechend heißt es, dass der geneigte Zuschauer in den kommenden Monaten Folgendes zu sehen bekomme: "Kampfszenen, interessante, die Aufmerksamkeit erregende Aufnahmen, Interaktion zwischen Koalitionstruppen und der irakischen Bevölkerung, Teamarbeit zwischen Koalitionstruppen und irakischen Soldaten im Kampf gegen den Terror."

Fast zeitgleich mit der propagandistischen Öffnung geht allerdings eine stärkere Kontrolle der Bilder und Informationen einher, die Soldaten der US-Army auf nichtoffiziellen Kanälen im Internet verbreiten dürfen. Bis vor zwei Jahren konnten Soldaten aus dem Irak relativ freizügig bloggen, wenn sie keine Informationen über aktuelle militärische Aktivitäten mitteilten und keine Computer des Militärs dafür benutzten. Danach wurden Anfang 2005 bereits strenge Kontrollen der Soldaten-Blogger im Irak eingeführt. Sie mussten ihre Blogs oder Websites ihren Vorgesetzten melden, die diese in größeren Abständen kontrollieren sollten. Im Sommer 2005 wurde die Kontrolle weiter verstärkt, die nun von der Army Web Risk Assessment Cell durchgeführt wurde. Überprüft werden seitdem alle Websites und Blogs von Armeeangehörigen. Die EEF hat im Januar 2007 dagegen Klage eingelegt und Einsicht in das Vorgehen verlangt, weil man den Verdacht hegte, dass damit die Meinungsfreiheit der Soldaten über Gebühr eingeschränkt würde.

Mitte April wurde jetzt eine erneute Operation-Security-Richtlinie (OPSEC) erlassen, nach der Armeeangehörige ihre Vorgesetzten um Erlaubnis fragen müssen, wenn sie Informationen in öffentlichen Foren publizieren wollen. Das betrifft nicht nur Websites, Internetforen oder Blogs, sondern auch E-Mails. Man will kontrollieren, welche Informationen und vor allem welche Bilder an die Öffentlichkeit gelangen. Explizit werden als Beispiele für Bilder, die nicht verbreitet werden dürfen, genannt: "Anschläge mit Straßenbomben (IED), Kampfszenen, Opfer, zerstörte oder beschädigte Ausrüstung, im Kampf gefallene Soldaten und Schutzmaßnahmen von militärischen Einrichtungen."

Siehe dazu auch in Telepolis:

(fr)