Quellcode von Diebolds Wahlmaschinen-Software im Umlauf

Unbekannte haben einer ehemaligen Abgeordneten in Maryland CDs mit dem Quellcode von Diebold-Wahlmaschinen-Software zukommen lassen. Nun ermittelt das FBI.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Wenige Tage vor den anstehenden Kongresswahlen in den USA ist der Wahlmaschinen-Hersteller Diebold Election Systems erneut wegen möglicher Sicherheitslücken bei seinen eVoting-Geräten in die Schlagzeilen geraten. Unbekannte ließen in Maryland der früheren Abgeordneten Cheryl C. Kagan mehrere CDs mit dem Quellcode von Diebolds BallotStation-Software und dem Computerprogramm Global Election Management System (GEMS) zukommen.

Die CDs stammen offenbar von zwei Unternehmen, die in staatlichem Auftrag die Funktionstüchtigkeit von Wahlmaschinen überprüfen sollten. Bei Ciber Inc. und Wyle Laboratories vermisst eigenen Angaben zufolge allerdings niemand diese Datenträger. Diebold erklärte nach einer Prüfung der CDs, es handele sich um den Sourcecode von Software, die bei den Wahlen 2004 eingesetzt und seither verbessert wurde. Lediglich eine Version des GEMS-Programms sei noch aktuell und komme in wenigen Wahlbezirken zum Einsatz. Dennoch habe man das FBI eingeschaltet.

Kritiker bemängeln unterdessen, dass sich Diebolds Umgang mit der sensiblen Software auch nach den Erfahrungen der Vergangenheit nicht geändert habe. Im Jahr 2003 war es der Wahlmaschinen-Kritikerin Bev Harris gelungen, über Google-Abfragen an den Quellcode von Diebold-Programmen zu gelangen. Wissenschaftler der Johns Hopkins University und der Rice University wiesen anschließend nach, dass sich die Software leicht für fremde Zwecke manipulieren lässt.

Nun steht die Befürchtung im Raum, dass Unbefugte auch Zugriff auf die aktuellen Versionen der Diebold-Software haben könnten. Wissenschaftler der Universität Princeton hatten zuletzt mehrere Szenarien skizziert, wie sich Diebold-Wahlmaschinen – und damit das Zählergebnis – vergleichsweise leicht manipulieren lassen, und dies auch in einem Video festgehalten. Bei den Wahlen am 7. November in den USA stehen alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus sowie 33 Sitze im Senat zur Disposition. (pmz)