Think Tank fordert Verkauf von PCs ohne Windows

Das Brüsseler Globalisation Institute fordert in einer Eingabe an die EU-Kommission einen ausnahmslosen Verkauf von Desktop-PCs und Notebooks ohne vorinstalliertes Betriebssystem.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1073 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

In der Europäischen Union sollten Computer nur ohne ein vorinstalliertes Betriebssystem verkauft werden. Diese Forderung stellt das Brüsseler Globalisation Institute an die EU-Kommission. Es meint, das Bundling von PCs mit Microsoft Windows geschehe nicht im Interesse der Öffentlichkeit, stelle einen wesentlichen Kostenfaktor und eine Behinderung der Konkurrenz auf dem Betriebssystem-Markt dar. Der 2005 gegründete "Think Tank" (Globalisation Institute) kümmert sich nach eigenen Angaben forschend und mit Öffentlichkeitsarbeit unter anderem um die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit in der EU, des Umweltschutzes und der Bekämpfung der weltweiten Armut.

Die Eingabe des Instituts an die Kommission erfolgte kurz nachdem das EU-Gericht erster Instanz die von der Kommission gegen Microsoft verhängten Sanktionen bestätigte. Günstigere Angebote als die von Microsoft könnten sich nicht durchsetzen, da die Verbraucher bereits genötigt würden, Windows zu kaufen. Die Dominanz des Microsoftschen Betriebssystems habe die Entwicklung technischer Verbesserungen verlangsamt und neue Alternativen daran gehindert, auf den Markt zu kommen.

Die Kommission habe sich bisher hauptsächlich dem Server-Markt und der Medienplayer-Software gewidmet, meint das Institut weiter. Nun müsse sie sich einem zentraleren Thema zuwenden, nämlich Desktop-Betriebssystemen. Diese müssten nicht notwendigerweise eine Monopolstellung einnehmen. In einem gesunden Wettbewerb könne es eine breite Kompatibilität zwischen verschiedenen Produkten geben – und zwar auf Basis offener Standards und Interoperabilität. Dies belegten Beispiele aus der Hardware-Branche, in der es viele unterschiedliche Hersteller von Komponenten wie Prozessoren oder Speicher gebe, die dennoch auf breiter Basis kompatibel seien.

Das Globalisation Institute habe Alternativen des "Unbundling" untersucht, etwa dass Online-Anbieter den Kunden zu jedem PC eine Palette von möglichen Betriebssystemen zusätzlich offerieren. Doch dies würde logistische Probleme ergeben. Eine andere Alternative wäre, die PCs weiterhin mit Windows auszuliefern, den Kunden aber eine Zurückerstattung anzubieten, wenn sie ein anderes Betriebssystem wählen. Das würde aber zu viel Bürokratie nach sich ziehen, meint der Think Tank. Nur das konsequente Unbundling hätte wesentliche Auswirkungen auf den Betriebssystemmarkt.

PC-Hersteller könnten ihre Geräte zusammen mit Datenträgern ausliefern, auf denen Hardwaretreiber für verschiedene Betriebssysteme enthalten sind, geht der Vorschlag weiter. Es könne einen Wettbewerbsvorteil darstellen, wenn Geräte für möglichst viele Systeme zertifiziert seien. Das Argument, ein Verbot des Verkaufs vorinstallierter Betriebssysteme könne die Verbreitung illegaler Softwarekopien Vorschub leisten, lassen die Vordenker vom Globalisation Institute nicht gelten, schließlich zeigten Unternehmen wie Adobe oder Symantec, dass sie auch ohne Bundling erfolgreich sein können. Zudem enthalte Windows eine Aktivierungsfunktion. Und auch an den einfachen Nutzer wird gedacht: Dieser dürfte beim Einlegen einer DVD mit einem Betriebssystem und menügeleiteter Installation keine Probleme haben. (anw)