Experten: Die Welt muss sich auf Armageddon vorbereiten

Der nächste könnte der "Big Bang" sein: Nach dem Meteoritenschauer über Russland fordern UN-Raumfahrtexperten, die Welt müsse sich auf Gefahren aus dem All besser vorbereiten.

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Wenige Tage nach dem Meteoritenschauer über Russland haben die Vereinten Nationen eine bessere internationale Zusammenarbeit und Vorbereitung auf solche Ereignisse gefordert. Man brauche ein Netzwerk zur Warnung vor Gefahren aus dem All. Außerdem seien zwei Gruppen nötig, die sich mit Erforschung und Abwehr von erdnahen Objekten (NEO) auseinandersetzen, sagten Raumfahrtexperten am heutigen Mittwoch in Wien. Dafür arbeite eine Expertengruppe des UN-Office for Outer Space Affairs (Büro für Weltraumfragen) Vorschläge aus, die im kommenden Jahr der UN-Vollversammlung vorgelegt werden sollen.

Solche Gesteinsbrocken können eine große Gefahr sein

(Bild: ESA - P.Carril)

Der Meteoritenschauer habe sicherlich das Bewusstsein dafür geschärft, dass solche Dinge passieren können, sagte der Chef des NASA-Programms für die Beobachtung von erdnahen Objekten, Lindley Johnson: "Wir müssen uns besser auf so etwas vorbereiten." Idealerweise wisse man über drohende Meteoriten-Einschläge schon sehr früh Bescheid, so dass man sehr viel Zeit habe, herauszufinden, was am Besten zu tun ist. Auch die Bevölkerung müsse besser informiert werden.

Mit ihren Empfehlungen beziehen sich die Experten überwiegend auf die Erde bedrohende Objekte mit einem Durchmesser von mehr als einem Kilometer. Dies sei grob die Grenze, ab der man im Falle eines Einschlags mit weltweiten Konsequenzen rechne. Bisher gibt es so gut wie keine globalen Strukturen für solch ein Szenario.

Die Wissenschaftler wollen nun ein allgemeines Netzwerk und verschiedene internationale Expertengruppen etablieren, die im Falle verschiedener Szenarien aktiv werden können. "Wenn es dann eine Bedrohung gibt, muss man nur die Schublade öffnen und hat die richtige Mission parat", sagte der Vorsitzende des UN-Aktionsteams, Sergio Camacho. Das neue Netzwerk informiere die Staaten über die Gefahr und die Einschätzung der Experten. Die Entscheidung zur Abwehr müsse dann aber auf politischer Ebene fallen.

Für den Fall eines bevorstehenden Einschlags gibt es verschiedene Abwehrmöglichkeiten. Einige hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt kurz zuvor in Wien verglichen (PDF-Datei). So könnte ein massives Raumschiff einen Himmelskörper im Anflug rammen und dabei so stark ablenken, dass die Erde verfehlt wird (Kinetic Impactor). Der Erfolg solch eines Vorhabens sei aber stark vom Aufbau des Asteroiden abhängig, der schwer vorherzusagen sei.

Ablenkung mit brachialer Gewalt

(Bild: Astri Astrium)

Eine andere Möglichkeit wäre ein schweres Raumschiff, dass sich dem Gesteinsbrocken nähert und nur durch die dann wirkende Anziehungskraft ablenkt (Gravity Tractor). Von Vorteil sei, dass kein direkter Kontakt und nur sehr wenig Vorwissen über den Aufbau des Asteroiden notwendig ist. Als dritte und schlagkräftigste Variante bleibt der Beschuss mit einer Atombombe (Blast Deflection). Das würde zwar für eine Kursänderung sorgen, es könnten aber gleich mehrere gefährliche Objekte herausgesprengt werden. Außerdem weisen die Experten auf die mit einem Atombombeneinsatz verbundenen "politischen Fragen" hin.

In einer Grafik ordnen die Wissenschaftler die verschiedenen Optionen den möglichen Vorwarnzeiten und der Größe eines gefährlichen Objekts zu. Demnach ist ein Jahr Vorlaufzeit das Minimum. Bei Gesteinsbrocken mit einem Durchmesser von weniger als 100 Metern verweisen sie nur auf Gegenmaßnahmen am Erdboden. Der Einschlag in Russland hätte deswegen auch bei der Umsetzung ihrer Empfehlungen nicht verhindert werden können. Doch die Menschen hätten besser informiert und darauf vorbereitet werden können. Für den Fall eines weißen Blitzes und einen großen Kondensstreifens am Himmel, müssten man wissen, dass man sich vor der kommenden Druckwelle schützen muss und beispielsweise nicht am Fenster steht.

Die Optionen, abhängig von Objektgröße und Vorwarnzeit

(Bild: National Academy of Sciences)

Am vergangenen Freitag war über dem russischen Uralgebiet ein Meteorit mit etwa 17 Metern Durchmesser in die Atmosphäre eingedrungen und in 20 Kilometern Höhe zerborsten. Dabei wurde immens viel Energie freigesetzt und vor allem in der Millionenstadt Tscheljabinsk einiger Schaden angerichtet. Mehr als 1200 Menschen wurden verletzt. Die Trümmerteile selbst stürzten unter anderem in einen See, nach dem der Himmelskörper vorläufig Tschebarkul-Meteorit getauft wurde. (mit Material von dpa) / (mho)