ALMA: Unzählige Sterne entstanden deutlich früher als gedacht

Bereits vor seiner offiziellen Einweihung hat das Verbundteleskop den Astronomen spannende Erkenntnisse beschert. Heftige Phasen von Sternentstehungen gab es demnach viel früher als bislang angenommen.

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Von
  • dpa

Unzählige Sterne sind deutlich früher entstanden als bislang angenommen. Nach Erkenntnissen eines internationalen Forscherteams gab es die heftigsten Sternentstehungsausbrüche in der Geschichte des Universums, sogenannte Starbursts, größtenteils bereits vor etwa zwölf Milliarden Jahren. "Das ist nur zwei Milliarden Jahre nach dem Urknall und eine Milliarde Jahre früher als bislang angenommen", sagte der Leiter des Teams, Axel Weiß vom Bonner Max-Planck-Institut für Radioastronomie. Die Erkenntnisse erläutern die Forscher in der Fachzeitschrift Nature und dem Astrophysical Journal.

I Zwicky 18, eine Galaxie mit Starburstregionen

(Bild: NASA/ ESA/ STScI (A. Aloisi))

Während der Starbursts wandeln Galaxien mit hoher Geschwindigkeit gewaltige Mengen von kosmischem Gas und Staub in neue Sterne um. Das geht rund tausendmal schneller als in normalen Galaxien. "In der Milchstraße entsteht pro Jahr eine neue Sonne, in diesen Galaxien sind es 1000 pro Jahr", sagte Weiß. "Das kann man nur in fernen Galaxien beobachten, in unserer Nachbarschaft gibt es das überhaupt nicht."

Die Einblicke in die "stürmische Jugendphase des Universums" erlaubte den Forschern das Riesen-Teleskop ALMA in der chilenischen Atacamawüste - und das schon vor dessen offizieller Inbetriebnahme. Bei der Entdeckung waren nach Angaben der Wissenschaftler erst 16 der insgesamt 66 Teleskope in Betrieb. "Da kann man sich ungefähr vorstellen, was ALMA in Zukunft noch leisten kann", sagte Weiß.

ALMA blickte bereits vor der Einweihung tief ins Universum.

(Bild: ESO/C. Malin)

Ganz nebenbei entdeckten die Forscher mit ALMA auch noch Wasser in rekordverdächtiger Ferne. In entlegenen Galaxien konnten die Astronomen das am weitestens entfernte Wasser im Universum entdecken, das bislang beobachtet wurde.

Das Atacama Large Millimeter/submillimeter Array, an dem die Europäische Südsternwarte (ESO) beteiligt ist, ist das derzeit größte und mit mehr als einer Milliarde Euro auch das teuerste Projekt der bodengebundenen Astronomie. Es besteht aus insgesamt 66 Teleskopen mit Durchmessern von 12 beziehungsweise 7 Metern. ALMA empfängt Strahlung mit einer Wellenlänge von 0,3 bis 9,6 Millimetern, also im Grenzbereich zwischen Infrarot- und Radiostrahlung. Die stammt von einigen der kältesten und am weitesten entfernten Objekte im Universum. (mho)