Adobe Max: Facebook für Creative

Auf der diesjährigen Weltkonferenz von Adobe, der MAX, hat der Softwareriese seine Vision der kreativen Gestaltungsprozesse für die Zukunft präsentiert. Dazu gehört, dass Adobe erstmals in die Hardware-Entwicklung einsteigt.

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Von
  • Frank Puscher

Zentraler Punkt der Eröffnungsveramstaltung auf der Hausmesse Adobe Max war die Integration des sozialen Netzwerks Behance innerhalb der Creative Cloud. Der Dienst, den Adobe Ende Dezember 2012 übernommen hatte, soll die Arbeitsprozesse in der Creative Cloud neu definieren.

Scott Belsky, der Mitgründer von Behance, präsentierte die Integration des sozialen Netzwerks in die Creative Cloud.

Der Schritt ist schlüssig und eröffnet spannende Perspektiven für den Konzern. Nachdem das Tools-Business mit Photoshop und Co. weitgehend stagniert, hat die Verlagerung in die Cloud im vorigen Jahr zunächst vor allem Distributionskosten reduziert und dadurch die Gewinnmarge des Konzerns freundlich beeinflusst. Inzwischen gibt es die Kreativwerkzeuge nur noch auf ausdrücklichen Wunsch in Form einer Schachtel mit DVDs. Der bevorzugte Weg ist der Download von den Adobe-Servern. Zusätzlich erhielten die Designer Speicherplatz in der Cloud, um von überall auf die Dateien zugreifen zu können.

Was bislang fehlte, war die Idee einer komplexeren Prozesskette, die nicht nur die Dateien in die Cloud verlagert, sondern auch die Kommunikation drum herum. Und genau das macht Behance. Letztlich ist der Dienst eine Art Facebook für Kreative, das sich mit einem Nachrichtenfeed auch an mobile Endgeräte andockt. Designer können Projekte anlegen, dann die Dateien dazu ins Netz stellen und schließlich die Iterationen und die Diskussion darüber in der Wolke abbilden – bis zum fertigen Druckwerk oder zur fertigen Website.

Tatsächlich ähnelt der Ansatz stark der Workflow-Optimierung, die Adobe vor gerade 10 Tagen in London für seine Marketing-Werkzeuge präsentierte. Mit einem kleinen Unterschied: Das kreative Netzwerk Behance ist prinzipiell offen für jeden Designer. Neben der Zusammenarbeit mit einzelnen Kollegen können kreative Ergebnisse auch mit der Community im Crowdsourcing-Verfahren diskutiert werden. Jedes Werk lässt sich mit dedizierten Gruppen oder mit der Gesamtheit der Nutzer teilen und besprechen. Teilnehmer brauchen nicht einmal eine Kreativsoftware auf ihrem jeweiligen Endgerät installiert zu haben. Die Cloud kann Photoshop- oder Illustrator-Dateien auch im Browser darstellen, inklusive zum Beispiel der Anzeige der einzelnen Ebenen.

Neben dieser Nachricht von eher strategischer Bedeutung standen die unterschiedlichen Werkzeuge im Mittelpunkt der Eröffnungspräsentation. Photoshop und Illustrator bekommen neben der tieferen Einbindung in die Cloud auch einige neue Werkzeuge. Bei Photoshop beeindruckte beispielsweise der Export halbfertiger HTML5-Layouts. Illustrator kann nun Einzelbuchstaben modifizieren, ohne dass Textfelder aufgebrochen werden müssen.

Apropos HTML5: Das strategische Herz der Weiterentwicklung ist eine Serie von Produkten unter dem Label Edge. Zwei Bereiche sind besonders spannend: Mit Edge Reflow werden CSS-basierte Designs im Handumdrehen zu Responsive Layouts, die sich an unterschiedliche Bildschirmgrößen dynamisch anpassen. Und Edge Animate kann nun auch Pfadanimation. Erstmals seit acht Jahren wurde auf der Eröffnungskeynote kein Wort mehr über das frühere Vorzeigeprodukt Flash gesprochen.

Adobe steigt in die Hardwarefertigung ein und präsentierte in Los Angeles einen digitalen Stift samt Lineal.

Einen echten Paukenschlag gabs dann zum Schluß. Adobe steigt erstmals in die Hardwareentwicklung ein. Projekt Mighty ist ein digitaler Stift, der zum Zeichnen auf Tablets gedacht ist, der sich aber auch mit den Tools aus der Creative Cloud verbinden und auf Funktionen wie Kuler – ein Farbwahlsystem – zugreifen kann. Projekt Napoleon ist das dazu passende analog-digitale Lineal, das auch saubere Bögen zeichnet. Und für die Großredaktionen bietet Adobe eine Art digitaler Pinnwand an, die sich drahtlos mit Tablets und natürlich auch mit der Cloud verbinden lässt. Redakteure und Layouter können dort Artikelseiten oder einzelne Fotos durch die Gegend schieben und wiederum mit Kollaborationswerkzeugen kommentieren. (jo)