EU-Ministerrat gibt 55 Millionen Euro für Kinderschutz im Internet frei

Nahezu die Hälfte des Geldes wird für eine Steigerung des "Problembewusstseins in der Öffentlichkeit" ausgegeben. Auch sollen "illegale Inhalte und schädigende Verhaltensweisen im Internet" künftig nationalen Anlaufstellen gemeldet werden.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der EU-Ministerrat hat am heutigen Dienstag das bereits vom Europäischen Parlament abgesegnete Programm "Safer Internet/Mehr Sicherheit im Internet" angenommen. Damit stehen für den Zeitraum von 2009 bis 2013 rund 55 Millionen Euro zur Verfügung, um "Kindern in einer immer komplexeren Online-Welt Schutz zu bieten und ihnen eine sichere Nutzung der Webdienste wie soziales Netzwerken, Blogging und Instant Messaging zu ermöglichen". Mit dem Geld sollen das "Problembewusstsein in der Öffentlichkeit gesteigert" (48 Prozent der Gesamtsumme), "illegale Inhalte und schädigende Verhaltensweisen im Internet bekämpft" (34 Prozent), ein "sichereres Online-Umfeld gefördert" (10 Prozent) und "eine Wissensbasis aufgebaut" (8 Prozent) werden.

"Heutzutage tauchen Kinder sehr früh in die Welt des Internets und der Mobil-Technologien ein und sind bereits als Teenager oft völlig erfahrene Websurfer", erklärte dazu die für Informationsgesellschaft und Medien zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding. "Da ihnen diese Technologien beim Lernen helfen und neue aufregende Möglichkeiten bieten, um Kontakte mit anderen zu knüpfen, verwenden sie diese oft früher als ihre Eltern. Wir müssen sicherstellen, dass sie bei der Verwendung von Online- oder mobilen Diensten immer alle möglichen Risiken erkennen und wissen, wie sie damit umgehen müssen", so die EU-Medienkommissarin.

Legt man die 55 Millionen Euro auf die fünf Jahre und die 27 EU-Mitgliedsstaaten um, stehen pro Land und Jahr etwa für den Aufbau einer Wissensbasis, in die "neue Trends in der Nutzung von Online-Technologien" und damit verbundene "Auswirkungen auf das Leben der Kinder durch Vereinigung von technischen, psychologischen und soziologischen Fachkenntnissen auf europäischer Ebene" einfließen sollen, rund 32.000 Euro zur Verfügung – womit sich vor Ort maximal eine Planstelle finanzieren ließe. Durchschnittlich 138.000 Euro pro Jahr stehen den Ländern für die "Einrichtung nationaler Anlaufstellen" zur Verfügung, denen "illegale Inhalte und schädliches Verhalten im Internet unter besonderer Berücksichtigung von Material über sexuellen Kindesmissbrauch und Kontaktaufnahme zu Missbrauchszwecken" gemeldet werden sollen.

In einer EU-Pressemitteilung von heute ist auch die Rede davon, dass sogenanntes "Grooming" (Kontaktaufnahme zu Missbrauchszwecken) und "Bullying" (Schikanieren unter Schülern) durch eine "komplexere und sicherere Online-Software und Mobil-Technologie" im Rahmen des Safer-Internet-Programms bekämpft werden soll. Nähere Angaben dazu machte die Medienkommissarin bislang allerdings nicht. In der Zusammenfassung einer öffentlichen Anhörung zum Thema "Safer Internet and Online Technologies for Children" und dem "Safer Internet Forum Report" hielten die Berichterstatter im Juni 2007 aber fest, dass sich die EU-Kommission künftig der stärkeren Verbreitung von Zugangskontroll- und Filtersystemen widmen soll. Weiter hieß es damals, dass die jetzige Gesetzgebung ein aktives "Abfangen" von Daten verbiete, weshalb die Hersteller die Entwicklung einer "hardware-gestützten Methodik" in Erwägung ziehen sollten (PDF-Datei). (pmz)