Hersteller wollen europäische Kampfdrohne bauen

Die EADS-Tochter Cassidian, die französische Dassault Aviation und die italienische Finmeccanica Alenia Aermacchi fordern die europäischen Regierungen auf, Entwicklungsmittel freizugeben.

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Von
  • Detlef Borchers

Drei europäische Hersteller haben ihre Neigung bekräftigt, gemeinsam eine europäische Langstrecken-Drohne für mittlere Höhen zu entwickeln. Vor der am Montag eröffneten 50. Luftfahrtschau in Le Bourget forderten die EADS-Tochter Cassidian, die französische Dassault Aviation und die italienische Finmeccanica Alenia Aermacchi die europäischen Regierungen auf, für dieses Vorhaben Entwicklungsmittel freizugeben. Die Drohne soll bewaffnet werden können und als vollständig integriertes Luftfahrzeug nach den europäischen Vorschriften für die zivile Luftfahrt zugelassen werden.

In Zeiten knapper Rüstungsbudgets soll das gemeinsame Entwicklungsprogramm für eine europäische Drohne die Forschungs- und Entwicklungskosten der beteiligten Staaten reduzieren. "Ein gemeinsames Entwicklungsprogramm berücksichtigt die sensiblen Zertifizierungsanforderungen unbemannter Flugsysteme für den sicheren Betrieb im europäischen Luftraum von Anfang an im Programm", heißt es weiterhin in dem Papier. Damit wird auf die Zulassungsprobleme der hochfliegenden Aufklärungsdrohne Euro Hawk angesprochen, die im deutschen Verteidigungsministerium zu Turbulenzen führte und die nun von einem Untersuchungsausschuss geklärt werden müssen. Der Hawk-Hersteller Northrop Grumman verzichtete auf eine Teilnahme an der Pariser Luftfahrtschau.

Die drei Hersteller versprechen in ihrer Erklärung zudem, dass mit dem Entwicklungsprogramm Europas Souveränität gewahrt bleibe und mit ihm Kernkompetenzen wie der Erhalt von vielen Arbeitsplätzen in ganz Europa gesichert würden. Als System auf dem neuesten Stand der Technik werde die europäische Drohne auch gegen Cyber-Angriffe geschützt sein. Mit ihrer Entwicklungserklärung ergänzen Cassidian, Dassault und Finmeccanica bestens die Pläne zum Kauf oder Leasing von US-amerikanischen oder israelischen Kampfdrohnen als Zwischenlösung. Zuletzt hatte der deutsche Verteidigungsminister de Maizière sich für die Anschaffung von Kampfdrohnen stark gemacht.

Auf der 50. Luftfahrtschau von Le Bourget präsentieren insgesamt 2215 Hersteller ihre Produkte. Dies ist ein neuer Ausstellungsrekord. Als deutscher Newcomer ist die Telekom dabei, die einen gemeinsam mit Airbus und Rimova entwickelten intelligenten Koffer zeigt. Der Bag2Go genannte Koffer mit Gewichts- und Wurf-Sensorik, LC-Display, GPS-Ortung und eingebautem GSM-Funkchip wird über eine "Smartapp" auf iOS-Basis programmiert und soll sich quasi als Kofferdrohne selbst ans Ziel bringen. Zu den Höhepunkten der Schau soll ein Überflug des neuen Airbus 350 gehören, wenn der französische Präsident Hollande das Gelände besucht – doch aktuell liegt noch keine Genehmigung vor. (anw)