Preiswerte Führung

Das "Naviflash Talk" mutet mit seinem monochromen Display und der nur rudimentären Kartendarstellung wie ein Rückschritt in die navigatorischen Gründerjahre an. Auf die Funktion hat das jedoch keinen Einfluss.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Peter Röbke-Doerr

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Das "Naviflash Talk" mutet eigentlich wie ein Rückschritt in die navigatorischen Gründerjahre an – angesichts der farbigen und multimedialen TFT-Konkurrenz ist ein monochromer Bildschirm mit nur rudimentärer Kartendarstellung ein gewagter Schritt in die Vergangenheit. Unser Test sollte klären, ob das Gerät mehr Pluspunkte verbuchen kann als nur den bemerkenswert niedrigen Preis.

Das Naviflash Talk ist ein Navigationsgerät mit integrierter Freisprecheinrichtung (für mehr als 200 verschiedene Handys); es unterscheidet sich in vielen Details von der Konkurrenz: Es ist nicht richtig "festeingebaut", obwohl man es auch nicht mit einem Handgriff in ein anderes Auto verpflanzen kann; es verfügt nur über ein monochromes Display und die Karten-"Darstellung" ist für TFT-Verwöhnte eher ein Witz.

Diese Minuspunkte erweisen sich im praktischen Betrieb allerdings als nützliche Features: Das Display ist auch bei direkter Sonnenbestrahlung sehr gut abzulesen, die naturgetreue Kartendarstellung vermisst eigentlich nur der Beifahrer und der Einbau reduziert sich auf den Anschluss von maximal acht Strippen – dabei erfolgt die Sprachausgabe aber schon über die eingebauten Autoradio-Lautsprecher. Das Wichtigste jedoch: Man bekommt bei einem Straßenpreis von weniger als 500 Euro ein Navigationsgerät mit Kartenmaterial für 27 europäische Länder sowie eine nahtlos ins Gesamtsystem integrierte Freisprecheinrichtung fürs Handy dazu.

Leichter Einbau

Nach dem Öffnen des Verpackungskartons ist man zunächst erschlagen: Zwei separate Elektronik-Kästchen, eine GPS-Antenne, ein Gehäuse mit dem Display, eine Fernbedienung, eine Handyhalterung, ein Untergehäuse für die Handyhalterung, ein Mikrofon, ein CompactFlash-Speichermodul, diverse Kabel und Anschlussleitungen, Sicherungshalter und Schrauben sowie CDs und jede Menge Papier. Man fragt sich, ob man mit diesem Wust von Hardware nicht doch lieber zum professionellen Autoradio-Einbau-Service gehen sollte. Ein Blick in die doppelseitig aufgemachte Einbauanleitung klärt dann aber die vielen Fragezeichen und reduziert die Operation am lebenden Auto auf den Anschluss der Betriebsspannung und das Auftrennen einer Leitung zwischen Radio und Lautsprecher. Trotz anfänglicher Bedenken sind diese Arbeiten auch halbwegs begabten Elektrobastlern zuzutrauen und eigentlich in einer Stunde erledigt – wobei die Überlegung "was baue ich wohin?" eigentlich den größten Teil der Zeit beansprucht.

Die für den Anwender sichtbaren Teile sind lediglich das Display, an dem mit einer kurzen Kabel die GPS-Antenne angeschlossen ist, eine am Lenkrad mit einer Art Kabelbinder festgeklipste Fernbedienung sowie natürlich die Handyhalterung. Die anderen Komponenten verschwinden unter dem Armaturenbrett. Alle Funktionen von Handy und Navigation werden ausschließlich über die Fernbedienung gesteuert. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit kann man die fünfzehn Tasten so bedienen, dass man weder eine Hand vom Lenkrad noch den Blick von der Straße nehmen muss. Mit einer Umschalttaste an der Fernbedienung wählt man zwischen den beiden Startmenüs für Handy oder Navigation.

Nach dem Einstecken des Handys in die Halterung übernimmt die Freisprecheinrichtung komplett alle Telefon-Funktionen: SIM-Karte, Telefonbuch, gespeicherte SMSe, Anrufannahme et cetera werden auf dem Display dargestellt. Die Elektronik der Freisprecheinrichtung filtert Störgeräusche des fahrenden Autos heraus und man kann völlig entspannt Anrufe entgegennehmen.

Ein solches Gespräch wird laut signalisiert, einer der beiden Stereo-Bordlautsprecher übernimmt die Wiedergabe des Anrufenden und bei einem geeigneten Autoradio kann auch der zweite Stereokanal stummgeschaltet werden. In diesem Modus ist die Lautstärke auch in einem Kleinwagen ausreichend. Natürlich sind auch abgehende Gespräche möglich; dafür ist aber immer ein Blick auf das Display nötig. Diese Telefonate dürfen daher nur im stehenden Auto gestartet werden.

Keine bunte Karte

Das Navigationsmenü startet mit einem Routenplanungsfenster, in dem eine neue Adresse, Points of Interest oder alte Ziele auswählbar sind. Insgesamt eine narrensichere Bedienung, mit der auch Anfänger zurechtkommen. Die Routenberechnung ist schnell, auch lange Strecken sind nach wenigen Sekunden gefunden. Ein TMC-Public-Empfänger ist in der Navi-Box eingebaut; die UKW-Antenne dazu befindet sich im Verbindungskabel zwischen Display und GPS-Antenne. Man hat also keine Wurfantenne an der Windschutzscheibe herumhängen und trotzdem ausreichenden Empfang. Nach einem Abbiegevorgang sagt das Programm die Entfernung bis zum nächsten Manöver an. Wenn dies mehr als fünf Kilometer sind, kommt eine allgemeine Anweisung wie etwa: "Der Straße sehr lange folgen." Das Display stellt lediglich Pfeile und Kilometerangaben dar, man kann zwar auch eine Kartendarstellung wählen, deren Optik entspricht aber eher den Bleistiftzeichnungen eines dreijährigen Kindes.

Fazit

Navigerät und Freisprecheinrichtung überzeugten im Normalbetrieb durchaus. Auch während einer ausgedehnten Erprobungszeit kam niemals der Wunsch nach einer farbigen Kartendarstellung auf. Dem Produkt würden allerdings zwei Verbesserungen guttun: Die Lautstärke bei der Navi-Sprachführung lässt im Kleinwagen bei höheren Geschwindigkeiten zu wünschen übrig, und das Display muss temperaturfest gemacht werden.

Bei Innenraumtemperaturen von über 50 Grad Celsius – und das ist bei stehendem Fahrzeug im Sommer schnell erreicht – zeigt das Display nichts mehr an und eine Bedienung ist unmöglich. (roe)


Naviflash Talk
Navigerät mit Freisprecheinrichtung
HerstellerTHBBury/Naviflash
VertriebFachhandel und diverse Webshops
Kartenmaterial27 Länder Europa
Straßenpreisunter 500 EUR