Für draußen

Im Auto hat der Straßenatlas längst ausgedient, Radfahrer und Wanderer nutzen aber immer noch beharrlich Karten aus Papier. Dabei navigiert das Smartphone wesentlich komfortabler durch Wald, Gebirge und Großstadtdschungel – man muss nur wissen, wie.

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Wer behauptet, dass jedes Navi Fahrrad- und Fußgängernavigation beherrscht, hat vielleicht die Werbebroschüren gelesen – die Funktion aber noch nie benutzt: Obwohl das Ziel nur einen kurzen Spaziergang durch den Stadtpark entfernt wäre, schicken Navis Fußgänger und Radler auf einen kilometerlangen Umweg ums Grün herum, immer an der lärmenden Stadtautobahn entlang. Die Karte im Display zeigt den Park als uniforme grüne Fläche, das dort eigentlich vorhandene Wegenetz fehlt. Und das gilt nicht nur für eigenständige Navigationsgeräte, sondern auch für fast alle Smartphone-Navi-Apps – obwohl Google Maps vermutlich häufiger von orientierungslosen Fußgängern als von Autofahrern konsultiert wird.

Schuld an der Misere sind die Firmen Navteq und TomTom Licensing (ehemals Teleatlas). Von ihnen kommen die Karten, die in so gut wie allen kommerziellen Navis und Navi-Apps stecken. Die meisten Wege, auf denen keine Autos fahren können, fehlen darin schlicht. Fußgänger werden so auf achtspurige Straßen gelotst, obwohl bessere und kürzere Fußwege vorhanden wären.

Das auf freiwilliger Mitarbeit basierende OpenStreetMap-Projekt (OSM) schickt sich jedoch gerade an, dieses Problem zu lösen: In den Großstädten, wo es viele OSM-Mitstreiter gibt, sind die Kostenlos-Karten längst detaillierter als kommerzielle: In Hannover haben die freiwilligen Kartografen sogar die Wege im Zoo eingezeichnet – inklusive Tiergehege.

Nur die OpenStreetMap-Navigation zeigt den Weg über die Brücke (200 Meter).

Eine ähnliche Detailfülle findet man in anderen europäischen und US-amerikanischen Ballungsgebieten, hier sind meist alle Wander- und Fahrradwege in den städtischen Grünflächen und im Umland verzeichnet. Deutlich besser als kommerzielle Kartenanbieter schneidet OpenStreetMap auch an vielen Orten ab, die weltwirtschaftlich wenig von Interesse sind. So besteht Nordkorea in Google Maps nur aus einer weißen Fläche, bei OpenStreetMap gibts dagegen einen recht detaillierten Stadtplan der Hauptstadt Pjöngjang, kleinere nordkoreanische Städte sind zumindest rudimentär kartografiert.

Google Maps rät Fußgängern und Radfahrern zum Umweg über die Bundesstraße (2,2 Kilometer) – in den Google-Daten fehlt die Brücke nämlich.

In gering besiedelten Gebieten Westeuropas muss man OpenStreetMap-Karten allerdings – noch – mit Vorsicht genießen. Teilweise fehlen ganze Straßen. Auch im Gebirge kann OpenStreetMap noch nicht mit Wanderkarten auf Papier mithalten. Eine Alternative für Bergwanderer mit Smartphone stellen topografische Karten dar, auf denen Höhenlinien sowie Wälder, Sümpfe und Gletscher eingezeichnet sind. Der deutsche Anbieter Outdooractive stellt solche „Topo-Karten“ sogar kostenlos in einer eigenen App und per API zur Verfügung.