Bundesamt für Strahlenschutz: Keine neuen Erkenntnisse über Handy-Elektrosmog

Das Bundesamt für Strahlenschutz wirft dem in einer Sendung von Report Mainz vorgestellten Bioinitiative-Report zu Elektrosmog "wissenschaftliche Schwächen" vor und sieht keine neuen Erkenntnisse über Gefahren für Handy-Nutzer.

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Von
  • Jürgen Kuri

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) sieht auch nach einer nun bekannt gewordenen großen Studie keine erhöhte Gefahr durch Handystrahlen. "Wir haben die Studie geprüft. Nach erster Prüfung weist sie klare wissenschaftliche Schwächen auf", sagte Bundesamtssprecher Florian Emrich der Berliner Zeitung.

Der sogenannte Bioinitiative-Report eines Forscherverbundes war in der Sendung Report Mainz am Montagabend vorgestellt worden – der Spiegel sprach gar von "Panikmache", unter anderem, da der bereits im August vorgelegte Report unter Fachleuten und in Fachzeitschriften aufgrund seiner wissenschaftlichen Schwächen bislang keine Beachtung fand. Die in dem Report-Beitrag zitierte European Environment Agency, die an dem Bioinitiative-Report beteiligt gewesen sein soll, schreibt selbst dazu, man habe zwar keine spezielle fachliche Kompetenz, was elektromagnetische Strahlung angehe, in dem Report seien aber EEA-Studien zitiert, die vor einer Missachtung des Prinzips der Vorsorge und des vorsorglichen Schutzes vor möglichen, aber nicht nachgewiesenen Risiken warnten.

Die EEA-Chefin Jacqueline McGlade meinte allerdings in der Report-Sendung: "Handys mögen schwach strahlen, aber es gibt genügend Beweise für Wirkungen auch bei schwacher Strahlung, dass wir jetzt handeln müssen. Es gibt klare Beweise, dass starke Handy-Nutzer, die also ihr Handy etwa 460 Stunden im Jahr genutzt haben und das mehr als 15 Jahre lang, dass sie Ausprägungen von Hirntumoren gezeigt haben, wie Gliomen und anderen Arten von Tumoren." Allerdings ist ein großes Manko der derzeitig vorliegenden Untersuchungen über die Auswirkungen elektromagnetischer Wellen, die von Handys abgegeben werden, dass gerade keine Langzeitstudien über einen Zeitraum von 10 Jahren oder mehr vorliegen.

BfS-Sprecher Emrich kommentierte nun den Report-Beitrag, es würden in dem Bioinitative-Report Vermischungen vorgenommen, die fachlich nicht zulässig seien. Dennoch werde sie derzeit detailliert ausgewertet. Konsequenzen aus der Studie vom August will das Bundesamt nicht ziehen: "Derzeit gibt es keinen Anlass, die Grenzwerte zu ändern." Der SAR-Grenzwert liegt bei 2 Watt pro Kilogramm (W/kg). Als besonders strahlungsarm gelten sogenannte SAR-Werte bis 0,6 W/kg. Die Mehrzahl der in der Studie aufgenommenen Untersuchungen sei zudem nicht neu. "Sie wurden bei der Festlegung der derzeit gültigen Grenzwerte bereits berücksichtigt", schreibt das Amt. Es empfiehlt aber einen vorsichtigen Umgang mit Handys, solange Hinweise auf mögliche gesundheitliche Risiken nicht vollständig ausgeräumt sind. (jk)