Facebook im Nahostkonflikt

Israelische Siedler im Westjordanland protestierten, sich in Facebook nur als Bürger Palästinas auflisten zu lassen.

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Von
  • Florian Rötzer

Auch Facebook ist nun nach Google Earth zum Gegenstand des politischen Konflikts im Nahen Osten geworden. Israelische Siedler im Westjordanland haben sich beschwert, dass sie auf der Social-Networking-Website automatisch als Einwohner von Palästina aufgeführt worden seien, und den Betreibern von Facebook vorgeworfen, damit politische Zwecke zu verfolgen. Sie seien Bürger Israels und würden nicht in Palästina leben.

Wie Haaertz berichtet, hat Facebook eingelenkt und eröffnet nun den Einwohnern größerer Siedlungen im Westjordanland wie Ariel, Maale Adumium oder Beitar Illit die Möglichkeit, sich als Einwohner Israels oder Palästinas einzutragen. Bislang gebe es in Facebook 18 Orte im Westjordanland, es sollen aber mehr werden, sagte ein Sprecher der Firma. Auch die Bewohner der palästinensischen Stadt Hebron, in der 150.000 Palästinenser und ein paar hundert israelische Siedler leben, könnten sich zwischen Israel und Palästina entscheiden.

Bekanntlich sind die Siedlungen, die seit dem Sechs-Tage-Krieg im Westjordanland errichtet wurden, ein Hauptkonfliktpunkt zwischen Palästinensern und Israelis, aber auch in der israelischen Politik. Über 250.000 Israelis leben in Siedlungen im Westjordanland. Die Palästinenser verlangen für den Friedensprozess die Räumung der Siedlungen. Israel steht hier auch unter internationalem Druck. Nach der Road Map wäre Israel verpflichtet, ungenehmigte Siedlungen zu räumen und den Ausbau der Siedlungen einzustellen. Doch die Regierung hat gerade erst neue Siedlungspläne bekannt gegeben und will trotz aller Kritik daran festhalten. Angeblich will Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Besuch in Israel auch den geplanten Ausbau jüdischer Siedlungen im Westjordanland ansprechen.

Die Geschichte mit Facebook geht allerdings schon weiter zurück. Wie Blogger berichten, hatte Facebook bis Oktober 2006 die Möglichkeit eingeräumt, Palästina als Herkunftsland anzugeben. Dann wurde es gestrichen und schließlich aufgrund von Protesten und einer Petition Anfang 2007 wieder eingeführt.

Und dann hat man bei Facebook die geografische Lokalisierung eben so eingestellt, dass nun Siedler im Westjordanland sich nur noch als Bürger von Palästina eintragen konnten. Auf die Proteste der israelischen Siedler hatte Facebook zunächst geantwortet, dass man für die politischen Karten Daten der Vereinten Nationen benutze. Nachdem palästinensische Parteigänger gedroht hatten, ihre Accounts zu löschen, falls Palästina nicht weiter wählbar ist, hat man sich bei Facebook offenbar den Kompromiss einfallen lassen, entweder Israel oder Palästina eintragen zu können. Das freilich wird den Konflikt nur vordergründig lösen, schließlich wird der territoriale Anspruch der einen Seite von der jeweils anderen bestritten. (fr)