Coden und kochen mit Mate

Ein Hackathon ist ein komprimierter Programmier-Wettbewerb, bei dem die Beteiligten auch schon mal 24 Stunden am Stück wach bleiben müssen. Für drei Berliner Grund genug, die dafür gern genutzten Wachmacher, Energy-Drinks und Koffein, einmal selbst zum Thema einer Hacker-Nacht zu machen.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Manuela Krause
Inhaltsverzeichnis

"Es gibt ja noch mehr Coffeinjunkies als uns, zum Glück", sagt Jens Ohlig und lacht verschmitzt. Er ist einer von drei Veranstaltern des weltweit ersten Coffein Hackathon, der am vergangenen Samstag und Sonntag im Coworking-Space Co.up in Berlin stattfand. Jens ist Programmierer und schreibt auf Hackerbrause, einem Blog, das sich mit koffeinhaltigen Erfrischungsgetränken beschäftigt. Mit seinen Co-AutorInnen hat Ohlig 2012 beim O'Reilly Verlag das Buch "Hackerbrause - kurz & geek" herausgegeben.

Der erste Coffein Hackathon zog in Berlin eine kleine Gruppe von Enthusiasten an, die 24 Stunden lang programmierten und panschten.
Energy-Drinks in Form von koffeinhaltigen Limonaden sind schon lange fester Bestandteil der Geek-Kultur. Sie halten wach, überzeugen geschmacklich aber nicht immer. Markus Klems vom Karlsruher Institut für Technologie und sein Studienkollege Abraham Taherivand, mittlerweile Projektmanager bei Wikimedia Deutschland, hatten daher die Idee, eine Energiebrause zu entwickeln, die Erinnerungen an alte Kindertage wieder aufleben lässt.

Sie wollten eine Brause zum aus-der-Tüte-schlecken und zum Auflösen in Wasser – je nach Lust und Laune. Also wandten sie sich an den Experten Jens Ohlig, der sich sofort für diese Idee begeistertte. Das Resultat: Seit einiger Zeit sind in der Szene kleine schwarz-grüne Tütchen der Ohai-Brause im Umlauf, im "Matrix"-Look und einer darauf versteckten Katze.

Da dieses Pulver förmlich dazu einlädt, eigene Mixturen zu kreieren, gab es schon bald die ersten Getränke-Hacks, wie z.B. eine Modifikation des bekannten Cola-Bier-Mischgetränks "Diesel", das mit Zugabe der Brause zum "Turbo-Diesel" avanciert.

Durch ihren technischen Hintergrund sind Jens, Abraham und Markus mit dem Konzept von Hackathons bestens vertraut: "Normalerweise geht es ja darum, zu programmieren oder unterschiedliche Technologien miteinander zu kombinieren. Da haben wir uns gedacht, jetzt nicht die zehntausendste iPhone-Applikation zu erstellen, sondern mal einen Coffein Hackathon zu machen", sagt Markus.

Zum Auftakt gab es eine teilweise etwas ausufernde, aber dennoch sehr unterhaltsame Präsentation von Jens Ohlig. Ohlig, vollkommen in seinem Element, gab einen Überblick zur Geschichte koffeinhaltiger Limonaden. Zur Veranschaulichung gab es zahlreiche Motive des Hackerbrausen-Quartetts. Im Anschluss wussten die ZuhörerInnen unter anderem, dass die beliebte Energy-Limonade in Deutschland bereits seit 1924 auf dem Markt ist und unter dem Namen "Sekt-Bronte" bei fränkischen Bauern während der Feldarbeit sehr beliebt war.

Fabricio Martins do Canto erklärte die Geschichte und Herkunft der Mate-Pflanze.
Die zweite Präsentation begann mit aktivem körperlichen Einsatz und schauspielerischem Talent. Der Brasilianer Fabricio Martins do Canto von Meta Mate gab eine Darbietung der Entstehung des Lebens auf der Erde zum Besten. Dazu wälzte er sich auf dem Boden oder fauchte auf allen Vieren und zähnefletschend, ein wildes Tier mimend, die TeilnehmerInnen des Hackathons an. Dabei hatte er die Kalebasse, das südamerikanische Mate-Trinkgefäß aus einen Kürbis, immer lässig in der Hand. Nach dieser kurzen Auflockerung widmete sich Fabricio dem ernsthaften Teil seines Vortrags.

Sein Thema war die Mate-Pflanze, die Geschichte ihres Anbaus in Südamerika, die Wiederaufforstung in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Nachhaltigkeit in Eberswalde und seine Visionen von "Liquid Democracy" am Beispiel von Mier – einem bierartigen Getränk, das aus Yerba Mate, Hopfen, Gerste und Malz gebraut wird. Später gab es ausreichend Gelegenheit, Mate-Tee in sämtlichen Variationen auszuprobieren. Das eindeutige Highlight war die Absinthfontäne mit Mate. Bei dem rauchigen Geschmack von handgepflückter und über dem Feuer getrockneter Wildmate, die man mit kaltem Wasser aufgießt, um die Vitamine zu erhalten, schieden sich die Geschmäcker.