Server heizen Häuser

Das Dresdner Startup AoTerra rechnet beim Heizen – im Wortsinn. Es installiert Server in Privathäusern und nutzt die Abwärme für die Zimmer. Die vernetzten Rechner verkauft es dann als Cloud. Genial oder gewagt?

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Von
  • Jens Lubbadeh

Das Start-up AoTerra verbindet zwei Welten, die bislang nichts miteinander zu tun hatten: Cloud-Computing und klassisches Sanitärgewerbe. Die Idee: Die teils beträchtliche Abwärme von Servern zum Heizen von Häusern nutzen. Wie Technology Review in seiner neuen Ausgabe berichtet (das Heft können Sie online bestellen), installiert AoTerra dazu in Privathäusern Serverschränke, die per Wärmetauscher an den Heizungskreislauf angeschlossen werden.

Die vernetzten Serverkapazitäten verkauft AoTerra an Firmen und Rechenzentren als Cloud-Speicher oder Host für Virtuelle Maschinen – NSA-sicher, wie Mitgründer René Marcel Schretzmann versichert, weil alle Server vollständig „hosted in Germany“ seien und der Datenverkehr nur über deutsche Leitungen laufe. Die Idee hat bereits viele Investoren überzeugt: Als erstes deutsches Start-up sammelte AoTerra über die Crowdfunding-Plattform Seedmatch die Summe von einer Million Euro ein.

Heizen mit Servern sieht so aus: Der Nutzer bezahlt die einmaligen Anschaffungskosten für den Serverschrank in Höhe von etwa 12.000 Euro. Die Strom- und Wartungskosten bezahlt AoTerra. Bedeutet: 15 Jahre Wärme frei Haus. Die Leistung eines Serverschranks kann ein Einfamilienhaus versorgen, verspricht René Marcel Schretzmann. Wassertemperaturen von bis zu 70 Grad Celsius sind garantiert. Einzige Bedingungen: Das Haus muss KfW-60-Standard besitzen und über eine Breitband-Internetanbindung von mindestens 50 MBit/s verfügen.

Fast 100 Server-Heizungen wird die Firma bis Ende des Jahres installiert haben. 2014 sollen es 500 sein und AoTerra dann schwarze Zahlen schreiben.

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(jlu)